Ein Gottesdienst für Konfis zum Reformationstag

„Hier stehe ich …“

Wofür stehe ich ein? Das ist die Leitfrage, die dieser Gottesdienst den Konfis mit auf den Weg geben möchte. Anlass dafür kann der Reformationstag und damit die Geschichte von Martin Luther sein. Doch auch außerhalb dieses Kontextes im Kirchenjahr ist dieses Thema aktuell.

Von Fabian Maysenhölder, Carmen Sanftleben, Ekkehard Stier

Bild: Nina Lindgren/unsplash.com

Wofür stehe ich ein? Das ist die Leitfrage, die dieser Gottesdienst den Konfis mit auf den Weg geben möchte. Anlass dafür kann – wie in diesem Fall – der Reformationstag und damit die Geschichte von Martin Luther sein, der für seine Überzeugungen beim Reichstag in Worms einstand. Doch auch außerhalb dieses Kontextes im Kirchenjahr ist dieses Thema aktuell: Die Frage, wofür Menschen sich einsetzen, was ihnen am Herzen liegt, ist auch in der Lebenswelt der Konfis relevant.

Idee des Gottesdienstes

Eine Schwierigkeit bei Gottesdiensten, die die Konfis mitgestalten, ist die Balance zwischen „Freiheit“ und „Anleitung“. In diesem Vorschlag greifen deshalb verschiedene Phasen ineinander über und ergänzen sich. Ein Impuls führt an das Thema heran und bettet es in den gottesdienstlichen Kontext ein. Er konkretisiert sich in einem kurzen Videoclip (3:40 min), der verschiedene Personen zeigt, die sich für etwas engagieren. Eine ideale Alternative wäre, stattdessen eine (junge) Person aus dem Ort einzuladen, die sich in einem Bereich einsetzt und ihr Engagement und den Grund dafür in fünf Minuten erläutert – etwa eine Jugendliche, die bei „Fridays for Future“ aktiv ist. Der Hauptteil des Gottesdienstes besteht aus einer Austauschrunde der Konfis (ca. 10 Minuten), die in den liturgischen Rahmen eingebettet ist. Zum einen eröffnet dieser Teil einen Gestaltungsraum, in dem die Konfis ihre Themen mit in den Gottesdienst einbringen können; zum anderen sind genau diese Themen auch diejenigen, die am Ende in einem (Fürbitten-)Gebet aufgenommen werden. Dadurch soll deutlich werden: Die Jugendlichen und ihre Anliegen haben einen Raum in der Kirche und bei Gott.

Vorbereitung

Im Gottesdienst gibt es eine Aktion, bei der die Konfis miteinander ins Gespräch kommen. Sie sollen sich über ein Thema austauschen, das sie berührt und bei dem ihr Standpunkt gefragt ist. Mögliche Themenvorschläge sind: Umweltschutz, Chancengleichheit, Gleichberechtigung der Geschlechter, gutes Miteinander ohne Mobbing, Glaube im Alltag leben, Vorurteile in der Gesellschaft überwinden, Ausländerfreundlichkeit. Je nach Konfi-Gruppengröße sollten mehr oder weniger Vorschläge gemacht werden. Bei einer kleinen Gruppe von zehn Konfis reichen drei Themen, bei großen Gruppen sollten es entsprechend mehr sein. Eine Vorauswahl kann mit Teamerinnen und Teamern getroffen werden. Die Themen werden bereits vorab auf ein Plakat (Tonkarton/Pappscheibe/Flipchart-Blatt) geschrieben. Auf jeden Fall sollten die Konfis die Themen ergänzen können. Ihre Ergänzungen werden auf ein weiteres Plakat geschrieben.

Als Räumlichkeit eignet sich der Kirchenraum, aber auch jeder andere größere Raum, in dem mehrere Kleingruppen parallel arbeiten können.

Der Gottesdienst ist auf ca. 30–40 Minuten angelegt.

Gottesdienst-Ablauf

Musik: Instrumental

Begrüßung und Votum

Wir feiern gemeinsam diesen Gottesdienst:
Im Namen Gottes, der uns alle unendlich liebt.
Das hat er uns durch Jesus gezeigt.
Sein Heiliger Geist verbindet uns.
Wir wissen: Wir gehören alle zusammen.
Amen

Lied: „Herr, ich komme zu dir“ (Neue Lieder, 51) oder „Wir wollen aufsteh’n, aufeinander zugeh’n“ (Neue Lieder, 220)

Eingangsgebet

Gott, du weißt genau, wie es uns geht.
Du weißt, welche Dinge uns beschäftigen,
du weißt, worüber wir uns gerade Gedanken machen.


Oft fühlen wir uns alleine
mit allem, was in unserem Kopf herumschwirrt.
Wir denken: Wir alleine müssen es packen,
wir müssen eine Lösung finden.
Und wir wissen manchmal gar nicht,
ob es überhaupt eine Lösung gibt.


Danke, guter Gott,
dass du uns versprichst, dass du bei uns bist,
dass du uns versprichst: „Ich stehe neben dir.“
Wohin wir auch gehen,
was wir auch denken,
wofür wir auch einstehen:
Du stehst an unserer Seite.


Amen

Psalmgebet nach Ps 139 (EG-Wü, 769 / KuS, 674 – s. M1)

Hinführung zum Thema

Ihr kennt alle den berühmten Satz, den Martin Luther einmal gesagt hat: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders.“ Beim Reichstag in Worms war das, vor ziemlich genau 500 Jahren. Vor dem Kaiser und allen Mächtigen des Reiches. Das war ganz schön mutig. Denn es ging um sein Leben. Es wurde vom ihm verlangt, das zu widerrufen, was er geschrieben und gelehrt hatte.
Aber Martin Luther hat gesagt: Ich stehe zum dem, was ich über den Ablass und die Gnade Gottes gesagt habe. Weil ich glaube, dass es wahr und richtig ist und dass es wichtig ist, das laut zu sagen. Beeindruckend finde ich, dass Martin Luther so klar seinen Standpunkt vertreten hat, obwohl er richtig Gegenwind bekam.

Denn das kennen wir alle: Du hast deine Meinung zu einem Thema oder einer Sache. Vielleicht ärgerst du dich über eine Ungerechtigkeit an der Schule oder du findest, dass in Sachen Klimaschutz jetzt endlich mal konkret was passieren müsste. Und dann merkst du, deine Freunde oder deine Lehrerin sehen das ganz anders oder sie interessieren sich gar nicht für das Thema!
Dann änderst du wahrscheinlich nicht gleich deine Meinung, aber du zögerst vielleicht, zu deinem eigenen Standpunkt zu stehen. Weil du dich nicht auf die Diskussionen einlassen willst. Oder weil du dich fragst: Wie stehe ich vor den anderen da, wenn ich das jetzt anspreche? Manchmal denkst du vielleicht auch: Auf meine Meinung kommt es eh nicht an, da sollen sich andere drum kümmern, die mehr Ahnung haben.
Es gibt ganz verschiedene Gründe, die Menschen daran hindern, sich klar zu positionieren und sich für das einzusetzen, was sie für richtig halten.

Den eigenen Standpunkt finden und vertreten, sich für das einsetzen, was einem wichtig ist – das muss man immer wieder. Ich glaube es hilft, wenn man mit anderen drüber redet, einander zuhört, Argumente austauscht und gemeinsam für eine Sache einsteht. Martin Luther hatte auch Freunde, die ihn unterstützt haben. Und er hat sich darauf verlassen, dass Gott an seiner Seite ist. „Gott helfe mir. Amen“ hat er auch noch gesagt. Das ist auch wichtig: Ich muss ja nicht gleich „die Welt retten“ – das kann ich auch gar nicht –, aber ein bisschen was zum Guten verändern, das kann eigentlich jeder.

Filmsequenz einspielen: F1 oder alternativ die eingeladene Person interviewen, die sich für eine Sache besonders engagiert

Impuls

Was würdest du antworten, wenn dir jemand ein Mikrofon unter die Nase hält und dich fragt, was deine Wünsche für eine solidarische Gesellschaft sind – oder was du dafür tust?

Eine Gesellschaft, eine Konfi-Gruppe oder eine Familie, in der man sich nicht füreinander einsetzt, wird ein chaotischer, egoistischer Haufen.
Es braucht das Miteinander.
Es braucht Nächstenliebe.
Es braucht den uneigennützigen Einsatz für andere, bei dem ich selbst keinen Vorteil habe.

Jesus hat das vorgelebt. Er hat gezeigt, dass Gott auf die Schwachen achtet und für andere da ist. Und er wollte, dass alle, die ihm vertrauen, das auch tun: Einander beistehen, helfen, die Schöpfung bewahren.

Allerdings habe ich oft das Gefühl, dass mich das überfordert. Wenn ich in die Welt schaue, dann könnte ich verzweifeln. Es gibt so viele Dinge, die sich ändern müssten oder wo Menschen Hilfe brauchen.
Was kann ich kleines Menschlein da schon tun?

Bei solchen Gedanken hilft mir eine kleine Geschichte:

Ein alter Mann geht bei Sonnenaufgang den Strand entlang. Er beobachtet vor sich einen Jungen, der Seesterne aufhebt und ins Meer wirft. Als er ihn schließlich einholt, fragt er ihn: „Was tust du?“
Der Junge antwortet ihm, dass die gestrandeten Seesterne sterben, wenn sie in der Sonne liegen bleiben, bis die Flut wiederkommt.
Der alte Mann erwidert: „Aber der Strand ist kilometerlang und Tausende Seesterne liegen hier. Was macht es also für einen Unterschied, wenn du dich abmühst?“ Der Junge blickt auf den Seestern in seiner Hand und wirft ihn in die rettenden Wellen. Er schaut den alten Mann an und sagt: „Für diesen hier macht es einen Unterschied.“

Nimm dir einmal einen Moment Zeit zum Nachdenken: Wer bist du in dieser Geschichte?
Der alte Mann? Der Junge? Oder der Seestern?

Wir alle sind Menschen, die Hilfe brauchen, die zweifeln, aber auch helfen können.
Die Last liegt aber nicht allein auf unserem Rücken.
Ich muss nicht nur noch kurz die Welt retten (und 148 Mails checken) – bevor ich zu dir fliege, wie Tim Bendzko in seinem Lied singt. Wir dürfen kleine Schritte machen. Und uns an einem Ort engagieren, für eine konkrete Sache – wie das indische Mädchen, das ganz für ihren Bruder da ist, oder der Junge am Strand, der den Seesternen hilft. Der Startpunkt dazu liegt in unseren Herzen.

Wir müssen und können die Welt nicht allein verändern. Viele zusammen können es. Gott traut uns, dir und mir, zu, einen Standpunkt zu finden und von diesem Standpunkt aus in die Welt hinein zu wirken.
Er braucht unsere Hände, um anderen zu helfen.
Er braucht unsere Lippen, um andere zu trösten oder ihnen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
Wir dürfen uns dabei Verbündete suchen, Mitstreiter, Weggefährten.
Und noch eins: Gott verspricht, dass er nahe bei uns bleibt, um unseren Mut und unsere Hoffnung stark zu machen, wenn wir an unsere Grenzen kommen. Wir sind getragene Träger.

Deshalb wollen wir mit euch darüber nachdenken, was es für euch ganz konkret bedeuten könnte, einen Standpunkt zu finden, einen kleinen Schritt zu machen und eine konkrete Sache anzugehen – gemeinsam mit einer oder mehreren anderen Personen.

Aktion

Wir stellen euch verschiedene Themen vor, die uns aktuell herausfordern, einen Standpunkt zu finden und konkrete Schritte zu gehen. Wenn Themen, die euch wichtig sind, dabei nicht vorkommen, dürft ihr sie natürlich gerne einbringen. Anschließend sollt ihr euch einer dieser Themengruppen zuordnen. Bitte nicht mehr als X Personen pro Gruppe. Wenn ihr mehr seid, bildet eine zweite oder mehrere Gruppen zum gleichen Thema.

Eure Aufgabe in den Gruppen ist es, euch über zwei Fragen auszutauschen (M2):
Was ist euch an dem Thema besonders wichtig?
Welche konkrete Handlung nehmt ihr euch für die nahe Zukunft vor?

Ihr bekommt für jede Kleingruppe ein Plakat und einen Stift, um das Thema darauf zu schreiben. Auch eure Gedanken könnt ihr auf dem Plakat notieren.
Ihr habt dafür 10 Minuten Zeit.

Die Themen, die wir euch vorschlagen, sind: … (Themen nennen)

Gibt es Themen, die euch fehlen und von denn ihr sagt: Die sind wichtig und es braucht Menschen, die dafür einstehen? (Themen sammeln und aufschreiben)

Alle Themen werden noch einmal vorgelesen und die Gruppen eingeteilt. Es wird ein Signal vereinbart, bei dem sich die Gruppen wieder treffen.

Abschlussrunde um eine Kerze

Es wäre schön, wenn wir an euren Gedanken und Ideen teilhaben können. Möchte jemand zwei Sätze aus ihrer oder seiner Gruppe sagen?

(Statements der Konfis)

Danke für eure guten Gedanken und Ideen.

In unserer Mitte steht eine Kerze.
Ein kleines Licht kann einen großen, dunklen Raum hell machen. Selbst in dunkelster Nacht kann eine Kerze in einer finsteren Turnhalle die Situation verändern Orientierung geben.
Ihr habt euch verschiedene kleine, konkrete Dinge vorgenommen, bei denen ihr sagt: Hier stehe ich. Das will ich tun.
Die kleinen Schritte werden nicht alle Not in der Welt beseitigen. Aber sie werden etwas bewegen.
Es wird ein kleines Licht sichtbar werden.
So wie Jesus versprochen hat, ein Licht für unser Leben und die Welt zu sein, traut er uns auch zu, dass wir Licht für andere sein können. Wir dürfen mitleuchten!

Abschlussgebet

Barmherziger Gott,
du hast ein Herz für die Schwachen,
für die Armen und Ausgegrenzten, für die Fremden,
du liebst die ganze Schöpfung,
die Tiere und die Pflanzen.


Oft suchen wir noch nach einem Standpunkt,
oft wissen wir nicht so richtig, was wir tun sollen,
oft zögern wir auch, das Richtige zu tun.
Bitte hilf uns, dass wir uns für das Gute einsetzen,
für Frieden und Gerechtigkeit,
für die Menschen in unserem Umfeld,
für die Natur.
(evtl. weitere genannte Konfi-Themen einfügen)

Stärke du uns den Rücken,
mach uns Mut, kleine Schritte in die richtige Richtung zu gehen.
Sei uns nah mit deiner Liebe und Barmherzigkeit,
sei bei allen Menschen, die Mut und Unterstützung brauchen.

Vaterunser

Segenslied
z. B. „Deine Hand ist über mir“ (Das Liederbuch, Nr. 11 / Feiert Jesus II, 122 / Feiert Jesus IV, 183), „Herr, wir bitten, komm und segne uns“ (EG, 610), „Geh auf deinem Weg getrost“ (Lebenszeichen, 158)

Segen

Und so segne dich unser treuer Gott
der dich so geschaffen hat, wie du bist – und der dich deshalb unendlich liebt.
Er hebe seine Hand über dich und schenke dir den Mut,
für das einzustehen, was dir wichtig ist.
Und was immer auch kommt:
Er lasse dich spüren, dass er dir nahe ist.
Amen

Material

  • Beamer und Laptop für die Filmsequenz
  • F1 – Filmsequenz
  • M1 – Psalmgebet, kopiert und zugeschnitten
  • M2 – Aufgabenzettel, kopiert und zugeschnitten
  • Stifte
  • Liederbücher
  • Kerze

Downloads

Materialien F1 Filmsequenz Maysenhölder, Sanftleben, Stier – Hier stehe ich (öffnet sich evtl. nicht als Video im Browser. Bitte dann herunterladen! [Rechtsklick -> „Ziel Speichern unter“])