Impulse für die Konfi-Arbeit

Konfi-Andacht mit Briefschreibaktion

(M)ein Brief zum 18. Geburtstag

Erinnerungen an die Zukunft: Pfarrer Moritz Twele stellt eine Idee vor, bei der die Konfis im Rahmen einer Andacht einen Brief an ihr künftiges Ich schreiben. Und sie bekommen diesen Brief tatsächlich zum 18. Geburtstag zugeschickt.

Von Moritz Twele

Bild: Kate Macate / unsplash.com

Ich stehe an der Schlange im Supermarkt. Einige Meter vor mir eine Frau aus meiner Gemeinde, deren Sohn vor vier Jahren bei mir im Konfirmandenunterricht war. Seitdem gab es keine weiteren Kontakte mit der Familie. Beim Bezahlen bemerkt sie mich und ein Strahlen geht über ihr Gesicht. Sie wartet, bis auch ich bezahlt habe, und dann platzt es nur so aus ihr heraus: Ihr Sohn habe letzte Woche seinen 18. Geburtstag gefeiert und „Post aus der Vergangenheit“ bekommen – den Brief, den sie damals im Konfirmandenunterricht geschrieben hätten. Er sei mit Tränen in den Augen zu ihr gekommen und habe ihr den Brief vorgelesen. Und dann hätten sie sich beide in den Arm genommen und ein bisschen geheult – vor Rührung! Damals nämlich, zur Zeit des Konfirmandenunterrichts, habe ihr Sohn eine wirklich schwierige Phase gehabt. Er habe von der Schule abgehen müssen. Und auch das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn sei damals sehr angespannt gewesen. Inzwischen habe er sich wieder gefangen – und auch die beiden könnten nun wieder gut miteinander. Der Brief habe sie beide daran erinnert, wie schwierig es damals war. Und wie dankbar sie für das sein könnten, was heute ist!

Es kommt immer mal wieder vor, dass mich ehemalige Konfirmandinnen und Konfirmanden auf der Straße ansprechen, sie hätten vor Kurzem Post von sich selbst bekommen – auch wenn eine so emotionale Rückmeldung wie die eben beschriebene natürlich eine Ausnahme ist.

Der Brief, um den es dabei geht, ist ein Brief den die Konfis bei mir in einer der Abschlussstunden (oder als Abschluss des Konfi-Wochenendes) schreiben. Es ist eine Aktion mit großer Nachhaltigkeit. Und eine Herausforderung für die Jugendlichen ist es allemal. Denn die meisten von ihnen sind zwar Weltmeister im Verfassen von Kurznachrichten – einen Brief mit der Hand aber haben die wenigsten zuvor schon einmal geschrieben.

Die Aufgabe besteht darin, einen Brief an sich selbst zu schreiben. Nicht aber an die Person, die der oder die Konfi zum Zeitpunkt des Briefschreibens ist, sondern an die Person, die er oder sie einmal sein wird. Es soll ein Brief in die Zukunft sein – ein Brief zum eigenen 18. Geburtstag. Diesen Brief wird niemand anderes als die Jugendlichen selbst je zu lesen bekommen – es sei denn, sie selbst wollen den Brief mit jemand anderem teilen! Und in diesem Brief sollen sie sich selbst davon erzählen, was sie als 13/14-Jährige bewegt: Von dem, was ist, und von dem, was vor ihnen liegt. Sie sollen sich selbst von ihren Hoffnungen und Wünschen erzählen, von ihren Ängsten und Sorgen.

Wenn die Briefe fertig sind, werden sie kuvertiert, an sich selbst adressiert und mit dem Datum des 18. Geburtstags versehen. Danach werden sie bei uns im Pfarramt fest verschlossen und von der Sekretärin pünktlich zum 18. Geburtstag verschickt.

Die Erfahrung bei der Briefschreibaktion ist jedes Mal die gleiche: zunächst jede Menge irritierte Blicke. Bei manchen ein Stöhnen angesichts der Schwere der Aufgabe. Andere sind sofort Feuer und Flamme. Und dann kann man eine ganze Zeit lang eine Stecknadel fallen hören, so ruhig ist es. Und alle sind dabei! Manche sind zwar schon nach 15 Minuten fertig, anderen aber reicht das eine Blatt Briefpapier schon nach zehn Minuten nicht mehr aus. Und Einzelne kann ich damit beruhigen, dass ich ihnen zusichere, dass sie den Brief zu Hause zu Ende schreiben dürfen, wenn die Zeit nicht reicht.

Damit die Konfis sich wirklich auf die Aufgabe einlassen können, ist meiner Erfahrung nach das Setting von besonderer Bedeutung. Die Jugendlichen müssen herangeführt werden an die Aufgabe. Und die Aktion braucht Zeit und „innere Ruhe“.

Ich mache sehr gute Erfahrung damit, aus der Aktion einen kleinen Gottesdienst zu machen – sei es als Abschluss des Konfi-Wochenendes oder aber auch als Andacht im Rahmen des wöchentlichen Treffens. Mit einer kleinen Meditation über die „Zeit“ führe ich die Konfis an die Thematik heran und am Ende liegen die verschlossenen Briefe als gestaltete Mitte vor uns beim Fürbittengebet. Mehr braucht es nicht!

Die Aktion kann auch noch ausgebaut werden. Beim Elternabend vor der Konfirmation erzähle ich den Eltern davon, dass die Jugendlichen diese Briefe geschrieben haben. Und ich ermuntere die Eltern dazu, ebenfalls einen Geburtstagsbrief in die Zukunft zu schreiben. Meist sind es nur zwei oder drei, die dies tun – aber wenn ich dann deren Briefe erhalte und den Konfi-Briefen im Stahlschrank zuordne, dann spüre ich oft schon an der Dicke des Briefes, wie wichtig auch ihnen dieser Brief ist.

Material

M1 – Liturgie & Andacht