Nicht immer ist es möglich, Gottesdienste nur von den Konfirmandinnen und Konfirmanden her zu gestalten. Das ist aber auch gar nicht nötig. Konfis profitieren oft am meisten von solchen Gottesdiensten, die bunt und vielfältig sind und in denen viele Menschen „vorkommen“. Der hier vorgestellte Gottesdienst hat am 1. Advent 2016 in der Stephanuskirche in Nürtingen-Roßdorf stattgefunden. Dabei wurden eine Konfirmandin und ein Baby getauft.
Kursiv eingefügt sind die Vorbereitungen, die es für den Gottesdienst im Konfirmandenunterricht gab, sowie mögliche Alternativen. Vieles, was in diesem Fall ich als Pfarrerin übernommen habe, kann bei einem längeren Vorbereitungsvorlauf auch von den Konfis gemacht werden.
Der gesamte Ablauf muss mit den beteiligten Konfis ausführlich geprobt werden und die beteiligten Tauffamilien müssen gut informiert sein.
Orgel mit Einzug Pfarrerin und Konfis
Das sollte unbedingt geprobt werden. Zusätzliche Gestaltungsmöglichkeit: Der Altar ist leer. Die Konfis tragen Altartuch, Bibel, Blumen, Adventskranz, Taufkanne herein und decken damit Altar und Taufstein.
Lied Macht hoch die Tür – EG 1
Votum
Gott über uns
Gott um uns
Gott in uns
Begrüßung
(setzen lassen)
Willkommen in Gottes Haus
(Entzünden der 1. Kerze)
Jetzt ist es so weit.
1. Advent.
Wir öffnen die Tür unserer Seele.
Jetzt kann es kommen,
das Licht.
Zwei von uns werden heute getauft.
Ich stelle sie euch vor.
Vorstellung der zu Taufenden
(Die Konfirmandin stellt sich selbst vor bzw. die Pfarrerin oder eine Mitkonfirmandin stellen kurze Fragen: Wo wohnst du? Was machst du gern? Der zweite Täufling – ein Baby – wird ebenfalls vorgestellt.)
Psalm 24 – Nr. 712
Im Wechsel von Konfis und Gemeinde gesprochen
Gesungenes Ehr-sei-dem-Vater
Gebet
(Da viele kleinere Geschwisterkinder da waren, haben wir ein Gebet mit Bewegungen gesprochen.)
Leg nun bitte alles aus der Hand.
Forme aus deinen beiden Händen eine Schale.
Schau hinein in die Schale – sie ist leer.
Leg jetzt etwas hinein, was du Gott heute Morgen zeigen möchtest.
Ein Wunsch, ein Geheimnis, einen Menschen, ein Dankeschön.
Nimm dir einen Moment Zeit.
(Klangschale)
Jetzt schließe vorsichtig die Hände um das, was du hineingelegt hast.
(Geste wie Dürers betende Hände)
Und wir beten:
Komm, o mein Heiland Jesu Christ,
meins Herzens Tür dir offen ist.
Ach zieh mit deiner Gnade ein;
dein Freundlichkeit auch uns erschein.
Amen.
Wir schicken es hoch.
(Hände über den Kopf führen und öffnen)
Lesung
(Die Mutter des zu taufenden Babys liest: Khalil Gibran: Eure Kinder)
Andere Möglichkeit: Konfi-Eltern oder Mitkonfis wählen einen Text aus und lesen ihn (einen Bibeltext oder einen anderen).
Kurze Ansage, wie es jetzt weitergeht
(Abwechselnd einzelne Verse singen und Geschichten zur Taufe hören)
Lied: O Heiland, reiß die Himmel auf – EG 7
Im Folgenden gab es 3 Sequenzen mit vorbereiteten Interviews:
Eine Patin, die ihre eigenen Kinder als Babys taufen ließ.
Der Bruder der zu taufenden Konfirmandin – ein ehemaliger Konfi, der sich ebenfalls während seiner Konfizeit hat taufen lassen.
Die Oma eines Konfirmanden, die als Erwachsene in Russland in einem Wohnzimmer getauft worden war.
Ähnliche Geschichten finden sich sicher in fast allen Gemeinden. Vor allem die Erfahrungen der russlanddeutschen Community sind hochinteressant. Allerdings erzählen die meisten nicht gern öffentlich und in ein Mikro.
Diese Interviews müssen insgesamt sehr gut vorbereitet sein: Es bedarf Hausbesuche, längerer Gespräche und genauer Absprachen, was gefragt wird – damit sich alle sicher fühlen können.
Hier beispielhaft die Notizen zum Gespräch mit dem ehemaligen Konfirmanden:
F., du bist der Bruder von C. Du warst auch mal mein Konfi. Und du hast dich in der Zeit taufen lassen. Wie alt warst du da?
14. Das war vor vier Jahren.
Warum hast du das damals gemacht?
Aufnahme in die Kirchengemeinschaft
Mit Eltern vorher besprochen
Es war klar: Zur Konfirmation gehört auch die Taufe
Warum hast du dich konfirmieren lassen?
Damit ich kirchlich heiraten kann
Aufnahme in die Kirchengemeinschaft
Konfi hat auch Spaß gemacht
War ein gutes Jahr
Hat sich gelohnt
Und heute: Gehörst du deinem Gefühl nach zur Kirche?
Ja
Ein Gefühl der Verbundenheit
Das Gute daran ist, dass man weiß, wo man hingehört und wo man hingehen kann
Ein Zufluchtsort, wenn es Zuhause nicht so gut geht
Hast du Wünsche an C (die zu taufende Konfi und seine Schwester)?
Dass die Taufe und die Konfirmation ihr im Leben weiterhelfen
Dass sie Einsicht gewinnt
Mehr Selbstvertrauen
Zuversicht
Ich muss dabei auch immer so an die Geschichte von Jesu Taufe denken. Da kommt die Stimme vom Himmel, die sagt: Das ist mein lieber Sohn. Auf ihn sollt ihr hören.
Das sagt Gott ja auch zu uns bei der Taufe: Du bist mein geliebtes Kind. Sei du selbst. Gib der Welt das, was du bist.
Ja, das sag ich immer: Sei einfach du selber – egal, was die anderen sagen.
Die Konfizeit war für mich so ein Selbstfindungsprozess. Und die Taufe gehört da ganz wichtig dazu.
Taufe
Lesung zur Taufe
Der wichtigste Text zur Taufe steht im Matthäusevangelium:
Mt 28,18-20 – Mit-Konfirmandin
Jesus Christus spricht: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“
Mk 10,13-16 – Die beiden Omas des Babys
Die Menschen brachten Kinder zu Jesus, damit er sie anrühre. Die Jünger aber fuhren sie an. Als es aber Jesus sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: „Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solchen gehört das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.“ Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.
Eltern- und Patenfrage
(zu den Eltern)
Liebe Frau K., lieber Herr K.,
Gott hat euch L. anvertraut.
Ihr sollt sie lieb haben.
So wird sie lernen, Gott und dem Leben zu vertrauen.
Ihr sollt ihr erzählen von dem, was ihr glaubt.
So lernt sie, selber zu glauben.
Ihr sollt ihr zeigen: Es gibt mehr als das, was man sehen kann.
So wird sie lernen, Augen zu haben für das Unsichtbare.
Ihr sollt ihr beibringen, was Jesus uns beigebracht hat: Gott zu lieben, sich selber zu lieben – und unsere Nächsten. Zu tun, was dem Frieden dient.
Seid ihr dazu bereit, dann antwortet: Ja, mit Gottes Hilfe!
(Eltern: Ja, mit Gottes Hilfe!)
(zu den Paten)
Lieber Herr D., liebe Frau L.,
ich frage euch: Seid ihr bereit, das Patenamt für L. zu übernehmen?
Ihr sollt für sie beten,
ihr Liebe und Freundschaft schenken,
Verständnis und Hilfe, Zeit und Überlegungen.
Ihr sollt so ihr Vorbild für ein christliches Leben sein.
Seid ihr dazu bereit, dann antwortet: Ja, mit Gottes Hilfe!
(Paten/Patinnen: Ja, mit Gottes Hilfe!)
Frage an C (Konfirmandin)
Bei der Vorbereitung wurde mit der Konfirmandin genau besprochen, wer bei dieser Frage in ihrer Nähe und wie stehen soll. Sie entschied sich für ihre Freundinnen aus der Konfigruppe. Bei der Taufe selbst kam auch ihre Familie nach vorn.
Willst du getauft werden?
Dann antworte: Ja!
Credo
Taufhandlung
(Kinder gießen das Wasser ein aus zwei Kannen: kleine Schwester der Konfirmandin und Kind aus der Familie des Babys)
(Täuflinge, Eltern, Geschwister, die Konfigruppe: alle stehen am Taufstein)
Mit Wasser taufen wir. Alles Leben kommt aus dem Wasser. Und alles Lebensfeindliche versinkt im Wasser.
(Wasser ins Becken, alle halten ihre Hände darüber)
Wir bitten dich, Heilige Geistkraft, Heilige Lebenskraft,
komm herab
auf dieses Wasser,
auf diese Kirche,
auf L., auf C.
und auf uns alle.
(dreimaliges Begießen des Kopfes mit Wasser, dazu:)
N.N., ich taufe dich hinein in den Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Der Vater umhülle dich.
Der Sohn begleite dich.
Der Heilige Geist wärme dich.
Friede und Segen sei mit dir!
Taufkerze
Jetzt wollen wir die Taufkerzen anzünden. Sie sind eine Erinnerung an Jesus, der gesagt hat:
Ich bin das Licht der Welt. Und ihr seid das Licht der Welt!
Dazu Taufsprüche
Namensausrufung
(Das ist in unserer Gemeinde so üblich)
Liebe Gemeinde,
darf ich euch vorstellen:
unsere neuen Schwestern im Glauben:
L. und C.
Damit unsere liebe Stephanus-Kirche sich ihre Namen merkt – und alle Engel im Himmel und auf Erden auch –, deshalb sprechen wir jetzt wieder ihre Namen, je dreimal: flüstern, sagen, rufen.
Auf mein Zeichen!
Und jetzt sind wir für einen Moment still – schließen die Augen – und hören vielleicht unseren eigenen Namen.
Lied: Tochter Zion – EG 13
(Dabei Familiensegen)
Kasualabkündigungen
Das Fürbittengebet wurde im Vorfeld im Konfiunterricht von den Konfis geschrieben.
Tut euch zu zweit zusammen.
Überlegt euch eine konkrete Person, die im Gottesdienst sein wird.
Vorschlag: Freundinnen der zu taufenden Konfirmandin: denkt ihr bitte an sie.
Was braucht diese Person?
Worum wollt ihr für sie beten?
Schreibt es auf.
Danach werden gemeinsam die Bitten gesichtet, z. T. zusammengefasst, z. T. etwas verallgemeinert (etwa eine Bitte für eine Nachbarin, deren Enkel sich suizidiert hatte – diese wurde allerdings in ihrer Originalfassung der Betroffenen nach Hause gebracht).
Fürbittgebet und Vaterunser
(Pfarrerin und Konfis)
Ewiger, hier sind wir.
Danke, dass wir so viel Gutes haben.
Danke, dass wir zu dir kommen dürfen mit dem, was wir brauchen.
Lieber Gott, bitte sorge dafür, dass es L. immer gut geht und es ihr an nichts mangelt.
Sorge dafür, dass sie eine gute Bildung bekommt und viele Freunde.
Bitte sorge dafür, dass die L.s Eltern beschützt werden und gute Eltern mit viel Fürsorge bleiben können.
Lieber Vater im Himmel,
in deinem Namen wurde C. heute getauft,
somit wagt sie den nächsten Schritt, dir noch näher zu sein.
Beschütze und behüte sie auf diesem Wege,
Stehe ihr bei, wenn es ihr schlecht geht, und helfe ihr, wieder zu lachen.
Lehre sie zu schätzen, was sie hat, und den Menschen mit offenen Armen entgegenzutreten. Denn von nun an trägt sie deinen Namen, den Namen Gottes in sich.
Ich bitte dich, lieber Gott, gib acht auf die alten Frauen und Männer, die jeden Sonntag in der Kirche sind und so viele gute Taten vollbringen.
Lieber Gott, bitte mach, dass es den traurigen Menschen im Roßdorf wieder gut geht und sie wieder fröhlich werden und wieder Spaß am Leben haben.
Wir beten, wie Jesus es uns gezeigt hat:
Vater unser …
Abkündigungen
Liedstrophe: Seht auf und erhebt eure Häupter – EG 21
Segen
Und jetzt geht in diesen Tag und in alle Tage und in alle Nächte eures Lebens eingehüllt in den Segen Gottes:
Der Herr segne euch und behüte euch.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch Frieden! Amen.
Musik
Weitere Texte von Birgit Mattausch ihr findet man auf ihrem Blog http://frauauge.blogspot.de/ .