Das Spiel basiert auf der Idee des Kreisspiels „Obstkorb“. Dazu sitzen die Konfis und Teamer/-innen im Stuhlkreis, alle Plätze sind besetzt, eine Person hat keinen Platz und steht in der Mitte. Es wird angekündigt, dass der/die Spielleiter/-in eine Karte aus dem Stapel zieht und die Aussage vorliest. Die Konfis werden gebeten, ehrlich zu sein. Alle, die der Aussage zustimmen können, wechseln den Platz.
Regeln:
Man darf weder auf den eigenen Platz zurückkehren noch sich auf den Nebenplatz setzen.
Die- oder derjenige in der Mitte hat beim Platzwechsel auch die Möglichkeit, sich hinzusetzen.
Wer keinen neuen Platz erwischt, muss im Kreis stehen bleiben und kann vom Spielleiter ggf. etwas näher befragt werden. (Bei der Karte „Ich habe schon mal einen Film angeschaut, der ab 16/18 war“ beispielsweise: Was war das für ein Film? Wo hast du ihn gesehen? Mit wem? Wie ging es dir dabei? Achtung: Nicht bei jeder Aussage ist es sinnvoll, nachzufragen! Die Person sollte weder vorgeführt werden noch sich als Held aufspielen können. Sensibilität ist gefragt!)
Anschließend darf die Person in der Mitte die nächste Frage ziehen und vorlesen oder dem/der Spielleiter/-in zum Vorlesen geben.
Nach Beendigung der Warm-up-Runde wir das Erlebte kurz ausgewertet (idealerweise in Kleingruppen von 6–9 Personen). Bei größeren Gruppen kann dazu der Raum gewechselt werden oder es werden mindestens drei kleine Kreise im Raum gebildet. Bei zwei Kleingruppen ist die Gefahr zu groß, dass die Teilnehmer mit den Ohren bei der anderen Gruppe sind und nicht bei ihrer.
Impulsfragen zur Auswertung:
Hat jemand nie den Platz gewechselt?
Die Runde hat gezeigt, dass wir alle schon Regeln übertreten haben. Hattest du damals, während du gegen die Regeln gehandelt hast, oder hinterher ein schlechtes Gewissen? (z.B. beim Schummeln oder Stehlen?)
Was hat dich dabei am meisten belastet/bedrückt?
Wie bist du mit deinem schlechten Gewissen umgegangen?
Was hat dir geholfen, das schlechte Gewissen loszuwerden?
Belastet dich die Sache heute noch?
Welche Empfehlung würdest du anderen geben?
Die nächste Methode soll dabei helfen, wahrzunehmen, dass Regelwidrigkeiten immer Auswirkungen haben (können), auch wenn uns das nicht sofort plausibel erscheint. Es ist schwer zu sagen, ab wann eine Regelwidrigkeit als unzumutbar empfunden wird, weil sie anderen oder mir selbst schadet. Die Methode soll dazu dienen, nach der Relevanz von empfundener oder tatsächlicher Schuld zu fragen.
Dazu gibt es drei Karten, die aufeinander aufbauen und ein bestimmtes Thema immer weiter „verschärfen“.
Umgang mit den Meinungskarten (am besten in Kleingruppen von 6–9 Konfis):
Entsprechend der Anzahl der Konfis bekommt jeweils ein Drittel der Gruppe eine der drei Karten (also ein Drittel Meinungskarte 1, ein Drittel Meinungskarte 2, …).
Die Konfis sollten nicht erfahren, dass sie unterschiedliche Karten haben. Anweisung ist: Niemand soll sehen, was du angekreuzt hast! Deshalb verteilen sich die Konfis zum Ankreuzen frei im Raum. Wer fertig ist, setzt sich zurück in den Stuhlkreis und legt seine Meinungskarte verdeckt vor sich auf den Boden. Wenn alle sitzen, dürfen die Karten aufgenommen, aber nicht den anderen gezeigt werden!
Es hat sich bewährt, die Karten sortiert auszugeben, also zuerst alle Einserkarten, dann alle Zweierkarten, … So ist der Effekt beim Auswerten größer.
Nun werden die einzelnen Meinungen unkommentiert als Stichwort (!) per Handzeichen abgefragt:
Wo hast du dein Kreuz gesetzt beim …
– illegalem Downloaden von Dateien?
– Witze erzählen?
– Fremdgehen?
– Gerüchte-Verbreiten?
– Klauen?
– Ignorieren?
Aufgrund der unterschiedlichen „Schwere der Schuld“ oder des Betroffenheitsgrades werden die meisten Fragen unterschiedlich beantwortet.
Fragen zur freien Assoziation
Was ist euch aufgefallen bei der Auswertungsrunde?
Woran könnte es liegen, dass ihr den gleichen Sachverhalt so unterschiedlich bewertet?
Anschließend wird aufgeklärt, warum das Meinungsbild so unterschiedlich war und warum manche so häufig der Ansicht waren, dass etwas gar nicht gehe oder auch dass etwas kein Problem sei.
Grundsätzlich geht es auf den Meinungskarten um das gleiche Thema. Worin besteht der Unterschied zwischen den Karten? (Wem schaden die Handlungen jeweils und wie?)
– Was passiert, wenn Menschen grenzverletzend handeln?
– Wann oder wodurch wird deiner Meinung nach im Fehlverhalten eine Grenze überschritten, die nicht akzeptabel ist?
– Sind Menschen, die gegen Regeln verstoßen, schuldig, auch wenn sie selbst ihr Handeln gar nicht so einschätzen?
– Was sollte man deiner Meinung nach mit den Menschen machen, die so handeln wie auf Karte 3? (Konkrete Beispiele aufnehmen und bei Vorschlägen nachhaken, z. B. bei der Antwort „Bestrafen“: Welche konkrete Strafe sollte eine solche Person erhalten?)
– Schaut alle die Meinungskarte 1 an: Wie viele Dinge von Karte 1 hast du schon gemacht? Was wäre, wenn du dafür genauso bestraft werden würdest, wie du eben für Karte 3 vorgeschlagen hast?
-Was machst du, wenn du ein schlechtes Gewissen hast?
-Wie versuchst du, Schuld loszuwerden oder wiedergutzumachen? Funktioniert das?
Bei den letzten beiden Fragen kommen meist wenig Antworten. Darin spiegelt sich das Problem, dass unsere Gesellschaft keine Regularien vorgibt, Schuld loszuwerden. Wenn überhaupt Antworten kommen, dann gerne solche wie z. B.: „… auf andere schieben“. Dennoch sollten die Fragen gestellt und vielleicht sogar die Ratlosigkeit thematisiert werden. Denn gerade in der Schuldvergebung liegt eines der größten Geschenke des christlichen Glaubens.
Die Methode des Bibliologs ermöglicht es den Konfis, sich in die verschiedenen biblischen Figuren einzufühlen und ihnen eine Stimme zu verleihen.
Alternativ kann der Text auch als Ganzes gelesen und können die Fragen entsprechend umformuliert gestellt werden (siehe Impulsfragen unter dem Text).
Die Durchführung eines Bibliologs erfordert eine entsprechende Schulung. Die Methode sollte nur von geübten Personen angewendet werden.
Jesus bei dem Pharisäer Simon Lukas 7,36-50 (Hoffnung für alle)
„Einmal wurde Jesus von einem Pharisäer (mit Namen Simon) zum Essen eingeladen. Er ging in das Haus dieses Mannes und begab sich an den Tisch. Da kam eine Prostituierte herein, die in der Stadt lebte. Sie hatte erfahren, dass Jesus bei dem Pharisäer eingeladen war. In ihrer Hand trug sie ein Fläschchen mit kostbarem Öl. Die Frau ging zu Jesus, kniete bei ihm nieder und weinte so sehr, dass seine Füße von ihren Tränen nass wurden. Mit ihrem Haar trocknete sie die Füße, küsste sie und goss das Öl darüber.“
Du bist die Frau. Du kommst als Fremde in das Haus von Simon, um Jesus zu sehen. Wieso möchtest du Jesus um jeden Preis begegnen?
Als Abschluss der Gedankenrunde: Danke, Frau!
„Der Pharisäer (Simon) hatte das alles beobachtet und dachte: ‚Wenn Jesus wirklich ein Prophet wäre, müsste er doch wissen, was für eine Frau ihn da berührt. Sie ist schließlich eine stadtbekannte Hure!‘“
Du bist Simon. Was hat dich bewogen, Jesus einzuladen?
Als Abschluss der Gedankenrunde: Danke, Simon!
„‚Simon, ich will dir etwas erzählen‘, unterbrach ihn Jesus in seinen Gedanken. ‚Ja, ich höre zu, Lehrer‘, antwortete Simon. ‚Ein reicher Mann hatte zwei Leuten Geld geliehen. Der eine Mann schuldete ihm 500 Silberstücke, der andere 50. Weil sie das Geld aber nicht zurückzahlen konnten, schenkte er es beiden. Welcher der beiden Männer wird ihm nun am meisten dankbar sein?‘ Simon antwortete: ‚Bestimmt der, dem er die größere Schuld erlassen hat.‘ ‚Du hast recht!‘, bestätigte ihm Jesus.
Dann wandte er sich der Frau zu und sagte zu Simon: ‚Sieh diese Frau an! Ich kam in dein Haus, und du hast mir kein Wasser für meine Füße gegeben, was doch sonst selbstverständlich ist. Aber sie hat meine Füße mit ihren Tränen gewaschen und mit ihrem Haar getrocknet.
Du hast mich nicht mit einem Kuss begrüßt. Aber seit ich hier bin, hat diese Frau gar nicht mehr aufgehört, meine Füße zu küssen.
Du hast meinen Kopf nicht mit Öl gesalbt, während sie dieses kostbare Öl sogar über meine Füße gegossen hat.
Deshalb sage ich dir: Ihre vielen Sünden sind ihr vergeben; und darum hat sie mir so viel Liebe erwiesen. Wem aber wenig vergeben wird, der liebt auch wenig.‘
Zu der Frau sagte Jesus: ‚Deine Sünden sind dir vergeben.‘“
Du bist noch einmal die Frau. Was bewirken die Worte Jesu in dir?
(Oder: Was wird sich in deinem Leben verändern, wenn du das Haus verlässt?)
Als Abschluss der Gedankenrunde: Danke, Frau!
„Da tuschelten die anderen Gäste untereinander: ‚Was ist das nur für ein Mensch? Er vergibt sogar Sünden!‘“
Du bist einer der Gäste: Was wirst du deinen Freunden über die Dinge erzählen, die du gerade erlebt hast?
Als Abschluss der Gedankenrunde: Danke, Gast!
„Jesus aber sagte zu der Frau: ‚Dein Glaube hat dich gerettet! Geh in Frieden.‘“
(Bibeltext noch einmal im Ganzen lesen)
Impulsfragen bei herkömmlichem Bibellesen:
Warum wurden Prostituierte eurer Meinung nach als Menschen angesehen, die gegen das Gesetz verstoßen (Ehebruch)?
Die Pharisäer waren als fromme und gerechte Leute bekannt. Die Frau wusste, dass sie voller Ekel auf sie blickten und dass Simon und die anderen sie nach dem jüdischen Gesetz nicht einmal am Kleid berühren durften. Die Frau musste also schwer mit sich kämpfen, um das Haus von Simon zu betreten. Was meint ihr: Wieso überwindet sie alle Ängste und geht zu Jesus? Was erwartet sie?
Warum könnte Simon Jesus eingeladen haben? Was könnte er erwartet haben?
Was wird sich durch die Worte Jesu im Denken und Fühlen der Frau verändern?
Wie könnte sich ihr Leben verändern?
Was könnten die anderen Gäste zu Hause über das berichten, was im Haus von Simon passiert ist?
Der*die Leiter*in gibt eine kurze Erklärung:
Die Frau wusste, dass sie sich schuldig gemacht hatte, vor Gott und am jüdischen Gesetz. Und sie durfte erleben, wie es ist, wenn Schuld vergeben wird. Wir verlassen diesen Schauplatz in Israel zu der Zeit von Jesus und begeben uns an einen anderen Schauplatz, nämlich nach Deutschland, aber auch hier etwas zurück in der Geschichte. Wenn sich früher jemand schuldig gemacht hat, sagte man: „Der hat etwas auf dem Kerbholz!“ Was meint ihr, woher kommt dieser Ausdruck?
So ein Kerbholz gab es wirklich. (M3 – Bild Kerbholz zeigen)
Als viele Menschen noch nicht lesen und schreiben konnten, war es ein einfaches Mittel für die Buchführung. Es diente z. B. zum Nachweis von Warenlieferungen oder Arbeitsleistungen oder Schulden.
Dazu nahm man eine Leiste. Quer hinein schnitzte man so viele Kerben, wie jemand z. B. Mehlsäcke geliefert hatte oder wie viele Tage er für jemanden gearbeitet hatte. Anschließend wurde die Leiste von oben nach unten gespalten und jeder der beiden Geschäftspartner erhielt eine Hälfte. Wenn der Tag der Abrechnung kam, wurden die beiden Teile zusammengelegt, um die Mehlsäcke oder Arbeitstage zu bezahlen. Nach der Abrechnung wurden die Hölzer verbrannt oder die Kerben mit einer Feile oder einem Hobel entfernt („abgekerbt“) und man konnte das Kerbholz wieder benutzen. Da die Kerben meist für Schulden standen, entwickelte sich daraus die Redewendung „etwas auf dem Kerbholz haben“.
Die Frau, die zu Jesus gekommen ist, hatte einiges auf dem Kerbholz. Aber wie ist das mit uns?
Wir möchten mit euch diesen alten Brauch einmal aufnehmen. Jede/-r von euch darf sich gleich eine Holzleiste/einen Holzstecken und ein Werkzeug nehmen. Dann sucht euch einen stillen Platz und überlegt, wo und wie ihr schuldig geworden seid an euren Eltern, Geschwistern, an Freunden und Klassenkameraden, aber auch an Gott oder auch an euch selbst. Für jede Sache, die euch einfällt, ritzt eine Kerbe in den Stock.
Seid dabei bitte ehrlich zu euch selbst. Ihr müsst nachher niemandem erzählen, wofür die Kerbe steht. Sie bleibt ganz bei euch und Gott.
Ihr habt 15 Minuten Zeit. Währenddessen läuft leise Musik. Wenn sie aufhört (oder die Klangschale / das Glöckchen / die Triangel ertönt), setzt euch bitte wieder zurück in den Kreis.
Es kann auch in einen anderen vorbereiteten Raum / in die Kirche gewechselt werden.
Ansonsten wird eine Mitte gestaltet, während die Konfis arbeiten. (Ein Tuch wird auf den Boden gelegt und eine Kerze so daraufgestellt, dass sie nachher den Schnittpunkt zwischen zwei Kreuzbalken bilden kann.)
Alle sitzen wieder im Kreis. In der Mitte liegt das Tuch mit der Kerze.
Was sollen wir tun mit den Kerbhölzern, die wir in der Hand haben und die Zeichen und Symbol dafür sind, dass wir schuldig geworden sind gegenüber anderen?
Wir dürfen sie vor Gott bringen – so, wie die Frau mit allem zu Jesus gekommen ist, was sie belastet hat.
Legt bitte eure Kerbhölzer in der Mitte auf dem Tuch so ab, dass ein Kreuz aus ihnen entsteht. Die Kerze sollte dabei der Schnittpunkt zwischen den beiden Balken sein. Ich möchte euch bitten, dass ihr aufeinander Rücksicht nehmt und das Holz in Ruhe hinlegt – ganz bewusst und eine/-r nach der/dem anderen.
Die Konfis und ggf. die Teamer/-innen bilden aus ihren Kerbhölzern die Form eines Kreuzes.
Unsere Kerbhölzer bilden ein Kreuz wie das Kreuz, an dem Jesus gestorben ist.
Wenn jemand von euch das Bedürfnis hat, später noch einmal mit einem von uns Mitarbeiter/-innen über ihr/sein Kerbholz zu sprechen, sind wir dazu gerne bereit.
Jetzt möchte ich euch einladen zu beten. Ich werde eine Einleitung sprechen und dann dürft ihr im Stillen ganz für euch weiterbeten:
Guter Gott, danke, dass du uns lieb hast. Du wendest dich nicht von uns ab, wenn wir Fehler gemacht haben und schuldig geworden sind, sondern du möchtest, dass wir in guter Beziehung mit anderen Menschen und mit dir leben.
Du siehst unsere Holzstücke in der Mitte und die Kerben, die für Dinge stehen, die wir getan haben und durch die wir Vertrauen verletzt oder anderen geschadet haben.
In der Stille wollen wir dir – jede und jeder für sich – noch einmal sagen, wofür die Kerben stehen und was uns leidtut.
– Gebetsstille –
Du hörst unser Gebet. Du weißt, was uns ganz persönlich belastet und unser Gewissen schwer macht.
Du hast uns auch dann noch lieb, wenn wir Mist bauen. Darum willst du uns frei machen von dieser Last. Und du möchtest uns Kraft geben, einander um Verzeihung zu bitten und zu vergeben. Du willst uns Schuld nicht einreden oder aufs Butterbrot schmieren, sondern vergeben. Dafür danken wir dir. Amen.
Jesus Christus ist in diese Welt gekommen, nicht um die Welt zu richten, sondern um sie zu retten. Er will auch uns vergeben, so wie er der Frau im Haus von Simon vergeben hat. Und er möchte, dass wir tun, was uns möglich ist, um entstandenen Schaden wiedergutzumachen.
Im Auftrag von Jesu Christus, sage ich dir, dass die Schuld, die dir auf dem Herzen liegt und die du bereust und Gott im Gebet gesagt hast, vergeben und von dir genommen ist.
Du darfst das glauben und für dein Leben annehmen.
Du darfst als befreiter Mensch gehen. Tu nicht mehr, was dich belastet und die Beziehung zu deinen Mitmenschen und zu Gott zerstört. Amen.
Als Zeichen, dass die Vergebung wirklich wahr ist, können die Hölzer aufgeschichtet (oder in ein bereits vorbereitetes Feuer geworfen) und verbrannt werden. Sie können aber auch als Bodenbild im Gottesdienst Wiederaufnahme finden.
Ich möchte mit Euch ein Lied singen, das die Dankbarkeit zum Ausdruck bringt, dass Gott uns Schuld vergibt. Gott wirft unsere Schuld in die tiefste Tiefe des Meeres, so nimmt das Lied ein Bildwort aus der Bibel auf:
Lied: „Vergiss nicht zu danken dem ewigen Herrn“
Abschluss im Segenskreis
Mit ❤ gemacht von der anKnüpfen-Redaktion
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