Einheit & Gottesdienst zum Buß- und Bettag

Umkehr zur Liebe

Buße - das bedeutet: Umkehr zur Liebe. Jugendlichen fällt der Umgang mit eigener Schuld oft schwer. Der vorliegende Baustein möchte Konfis anhand des Gleichnisses vom verlorenen Sohn an das Thema heranführen. Am Ende steht ein Gottesdienst.

Ein Baustein von Herbert Kolb

Bild: Mocno Fotografia/unsplash.com

Der Buß- und Bettag hat eine lange Tradition als Tag der Einkehr. Schon im Altertum gab es Tage der Buße. Sie wurden theologisch damit begründet, dass die Kirche eine Wächterfunktion angesichts der Verirrungen der Gesellschaft habe, aber auch bei Gott fürbittend einträte gegenüber den Sünden der Menschen. Bereits im Mittelalter gab es von der Obrigkeit verordnete Bußtage. So wurde etwa 1532 in Straßburg angesichts der vermeintlichen Bedrohung durch die Türken auf kaiserliche Anordnung hin ein entsprechender Bettag eingeführt.

Auf Anregung der evangelischen Kirchenleitungen wurde der Mittwoch vor dem Ewigkeitssonntag 1893 zunächst in Preußen, dann 1934 im ganzen Deutschen Reich Gesetz. Während des  Zweiten Weltkrieges wurde der Buß- und Bettag auf einen Sonntag verlegt, nach dem Krieg aber wieder am ursprünglichen Datum als gesetzlicher Feiertag eingesetzt. Zur Finanzierung der Pflegeversicherung wurde er schließlich – mit Ausnahme des Freistaates Sachsen – 1994 wieder abgeschafft.   In Bayern ist an diesem Tag schulfrei. Der Wegfall des gesetzlichen Feiertages führte seitens der evangelischen Kirche zu einer neuen Profilierung des ursprünglichen Anliegens. Diese zeigt sich u. a. in der Buß- und Bettags-Kampagne der Evangelischen Kirchen von Kurhessen-Waldeck und Bayern (www.busstag.de). Dort heißt es: „Der Buß- und Bettag ist für evangelische Christen ein Tag der Besinnung und Neuorientierung im Leben. Der Gedenktag dient dem Nachdenken über individuelle und gesellschaftliche Irrtümer wie beispielsweise Ausländerhass, Umweltzerstörung und die Ausgrenzung von Armen und Obdachlosen.“

„Sünde“ bezeichnet zum einen eine Beziehungs- und Bindungsstörung zu Gott und zum anderen eine Verfehlung des eigentlichen Lebenssinnes, wobei beides miteinander zusammenhängt. Die gestörte Gottesbeziehung zeigt sich als Beziehungsstörung des Menschen, zu sich selbst wie zu seinen Mitmenschen und Mitgeschöpfen, und diese Beziehungsstörung äußert sich in einer krankmachenden und zerstörerischen Lebensausrichtung: etwa in Übersteigerung des Ichs und Materialismus, Vereinsamung und Fremdenhass, rücksichtlose Ausbeutung der Ressourcen und Naturentfremdung.

Mag also auch die alte theistische Vorstellung von einem Tun-Ergehens-Zusammenhang heute nicht mehr plausibel sein – die Notwendigkeit „umzusteuern“, ist angesichts der Auswirkungen unserer Lebensweise gleichwohl offenkundig.   Daraus leitet sich nach wie vor die zivilgesellschaftliche Berechtigung für einen öffentlichen Bußtag ab. „Buße“ (metanoia) meint ja nichts anderes als „umzukehren“ und in die Gottesbeziehung zurückzukommen. Substanziell gefüllt wird dieses Umsteuern dadurch, dass Christen und Christinnen „Gott“ mit Liebe gleichsetzen. Buße im christlichen Sinne meint deshalb: Umkehr zur Liebe.   Das heißt konkret: Umkehr zur Liebe zu sich selbst wie zu seinen Mitmenschen und Mitgeschöpfen.

In gewisser Weise hat die metanoia im Konfirmandenalter „Hochsaison“. Schließlich geht es in der Pubertät als Zeit der körperlichen und geistigen Transformation in Richtung einer eigenen Identität im Grunde immer wieder um die Frage: Was hat mich bisher – in einem ambivalenten Sinne – gehalten? Was soll mir weiterhin Halt geben und wovon muss ich mich lösen, um mich zu dem Menschen entwickeln zu können, der ich „eigentlich“ bin bzw. sein will? Mögliche Antworten auf diese Grundfrage des Jugendalters müssen jeweils selbst gefunden werden – indem die Jugendlichen sich gleichsam suchend auf den Weg machen.

Häufig sind den Pubertierenden die Folgen ihres Handelns nicht bewusst, so dass sie „in die Irre gehen“ und den Sinn ihres Lebens verfehlen. Da sie nach wie vor auf die emotionale Nähe ihrer wichtigen Bindungspersonen (Eltern, Freundinnen und Freunde, aber auch Lehrerinnen und Lehrer) angewiesen sind, schämen sie sich wegen ihrer „Sünden“ – und tun sich doch recht schwer mit einem Schuldeingeständnis.   

Die Geschichte „vom barmherzigen Vater“ (Lukas 15, 11 – 32) bietet den Jugendlichen in weiten Teilen eine sehr gute Folie für die Wahrnehmung der eigenen Situation:  

  • Wie der jüngere Bruder fühlen sich auch die Jugendlichen „groß genug“, ihre eigenen Wege zu gehen. Dafür fordern sie das, was ihnen zusteht.
  •  Sie wollen das Leben in ihrer ganzen Tiefe und Breite (d.h. auch in sexueller Hinsicht bzw. was Alkohol- und Drogenkonsum angeht) kennen lernen.
  •  Wenn sie dadurch in Schwierigkeiten geraten, versuchen sie zunächst, selbst wieder herauszukommen – was die Probleme häufig noch verschärft.

Gleichzeitig stellt dieses Gleichnis auf idealer Weise dar, was Buße bedeutet: Umkehr zur Liebe, Umkehr zum Leben. Dass die meisten Jugendlichen die Geschichte wahrscheinlich bereits im Religionsunterricht wahrgenommen haben, kann auch als Chance hinsichtlich kumulativem und verknüpfendem Lernen gesehen werden. Der Baustein ist für eine Einheit von drei Zeitstunden mit etwa 20 Jugendlichen konzipiert. Die Ergebnisse fließen in die Gestaltung eines Gemeindegottesdienstes ein. (Da in Bayern der Buß- und Bettag schulfrei ist, kann dort der Baustein an diesem Vormittag gemacht werden. Empfehlenswert ist es, ihn mit einem gemeinsamen Mittagessen abzuschließen.)

Dafür werden folgende Schritte vorgeschlagen:

1. Hinführung (10 Min.): Informationen über den Buß- und Bettag und Vorstellung des geplanten Ablaufs

2. Beschäftigung mit einer biblischen Geschichte (45 Min.) : „Bibel interaktiv“: Die Jugendlichen stellen Fragen zur Geschichte und beantworten sie.

3. Besinnung zur Versöhnung (15 Min.) : Eine Buß-Übung in Einzelarbeit.

Pause (15 Min.; bei 90-minütigen Konfi-Treffen kann hier ein Abschluss mit Vaterunser, Segen und Lied erfolgen)

4. Gottesdienst-Vorbereitungen in vier Kleingruppen (40 Min.): Verfassen einer Kyrie-Litanei;  Unterstützung des Predigttextes durch eine Foto-Story; Entwerfen eines Anspiels vor der Predigt; Vorbereitung der allgemeinen Beichte

5. Präsentation (30 Min.): Vorstellung der Kleingruppen-Ergebnisse im Plenum

6. Abschluss: Vaterunser, Segen, Lied

1. Schritt Hinführung (ca. 10 Min.)

Stuhlkreis mit brennender Kerze in der Mitte. Die Leitung informiert die Jugendlichen kurz über die Geschichte und die Hintergründe des Buß- und Bettags. Danach erklärt sie den Ablauf des Zusammenseins und macht die Gruppe mit der Aufgabe vertraut:

„Wir bereiten gemeinsam den Gottesdienst am Abend vor. Konkret geht es um folgende Elemente des Gottesdienstes:
– Verfassen einer Kyrie-Litanei
– Unterstützung des Predigttextes durch eigene Fotos
– Entwerfen eines Anspiels vor der Predigt
– Vorbereitung der allgemeinen Beichte.“

2. Schritt: „Bibel interaktiv“ – „Begehung“ einer biblischen
Geschichte (ca. 45 Min.)

Die Leitung liest Lk 15, 11-32 (z. B. „Gute Nachricht“) vor und bittet die Jugendlichen anschließend zu benennen, welche Personen in dieser Geschichte eine Rolle spielen. Die Leitung schreibt die genannten Personen auf gelbe Blätter und legt sie – als „Resonanzboden“ – um die brennende Kerze in der Mitte. Danach wird gefragt, welche Gefühle darin vorkommen.

Die Gefühle und Gedanken, die die Jugendlichen dazu benennen, schreibt die Leitung auf grüne
Blätter und legt diese ebenfalls in die Mitte.

Die Leitung teilt die blauen DIN A 5-Blätter und Stifte aus und erklärt, was die Jugendlichen damit machen sollen: Nach dem wiederholten – langsamen – Lesen des Textes sollen die Konfirmandinnen und Konfirmanden jeweils zu zweit eine Frage aufschreiben, die sie einer der handelnden Personen gerne stellen würden. Die Person, an die die Frage gerichtet ist, wird ebenso auf dem Blatt notiert.

Wenn die Jugendlichen mit dem Aufschreiben fertig sind, sammelt die Leitung die Blätter ein und sortiert sie nach Adressaten der Fragen – für die Reihenfolge der späteren Fragerunde. Die Kunst des Sortierens besteht darin, innerhalb weniger Minuten eine kleine Dramaturgie herzustellen:

  • Welche Frage eignet sich gut zum (leichten) Einstieg?
  • Auf welche Frage kann das Ganze hinauslaufen?
  • Welche Personen stehen besonders im Mittelpunkt und sollten zum Schluss befragt werden?

Danach werden die „handelnden Personen“ befragt. Die Befragung läuft immer ähnlich ab:

1. Die Frage wird wortgetreu vorgelesen und der Adressat benannt.

2. Leitung: „Ihr seid jetzt alle N.N.“ (z.B. der Vater) „N.N., … “ (Wiederholung der Frage)

3. Wenn die Gruppe die Methode noch nicht gewohnt ist, kann die Leitung selbst mit einer (vielleicht auch saloppen) Antwort „das Eis brechen“. Die Antworten der Jugendlichen werden nicht kommentiert. Eventuell kann die Leitung nachfragen („N.N., wie meinst du das?“). Antworten wie „Der könnte dann vielleicht antworten …“ wiederholt die Leitung in der 1. Person: „Ich, N.N., antworte da: …“ Wenn alle Fragen an eine bestimmte Person gestellt sind, bedankt sich die Leitung bei dieser Person, entlässt sie auf diese Weise und bittet die nächste Person in die
Mitte.

4. Zum Abschluss der Befragung bedankt sich die Leitung noch einmal bei allen befragten Personen und gibt sie – mit einer entsprechenden Geste – bewusst wieder zurück in die Geschichte. Dazu hat die Leitung bereits die Bibel wieder aufgeschlagen. Dann liest sie den Text ein letztes Mal vor.

3. Schritt: Besinnung zur Versöhnung (ca. 15 Min.)

„Der junge Mann in unserer Geschichte hat Glück im Unglück: Er weiß, dass er einen liebevollen Vater hat. Deshalb kann er im wahrsten Sinne des Wortes umkehren: nach Hause gehen und wieder die Beziehung zu seinem Vater und seinem älteren Bruder suchen. Der ältere Bruder kann dem Heimkehrer nicht gleich um den Hals fallen. Da wird es noch manche Gespräche zwischen den beiden Brüdern brauchen. Auch wir haben Glück in manchem Unglück: Wir haben Menschen um uns, die uns lieben. Und wir haben einen ‚liebevollen Vater im Himmel‘. Gott empfängt uns mit offenen Armen, wenn wir um Vergebung bitten. Aber wie steht es mit denen, zu denen unsere Beziehung gestört ist? Weil wir ihnen etwas angetan haben. Oder weil wir sie einfach nicht mögen. Such dir jetzt bitte einen ruhigen Platz, wo du ganz für dich sein kannst! Was du in den nächsten 10 Minuten machst, geht nur dich etwas an.“

(M1 – auf A4 doppelseitig kopieren)

Nach dieser Einzelarbeit kann die Leitung darauf hinweisen, dass die Jugendlichen diese Übung immer dann machen können, wenn sie merken, dass sie sich „verlaufen“, d.h. „gesündigt“ haben. Die Übung selbst kann auch der Besinnung vor einem besonderen Beichtgottesdienst im Konfi-Kurs dienen. Außerdem ist der Hinweis sinnvoll, dass sich die Jugendlichen bei Problemen auch direkt an den Pfarrer/die Pfarrerin wenden können.

4. Schritt: Gottesdienst-Vorbereitungen (ca. 40 Min.)

Die Leitung erklärt die unterschiedlichen Aufgaben der vier Kleingruppen. Die Konfirmandinnen und Konfirmanden teilen sich – nach Neigung bzw. Kompetenz – in vier etwa gleich große Gruppen auf.

Unterstützung des Predigttextes durch eigene Fotos: Die Gruppe bearbeitet die biblische Geschichte so, dass sie in unterschiedliche Szenen aufgeteilt wird. Danach stellen sie gemeinsam die Szenen als Standbild nach. Die Standbilder werden fotografiert. Die Fotos werden gemeinsam bearbeitet und zu einer Präsentation zusammengestellt. Der biblische Text wird den einzelnen Fotos zugeordnet. Die Gruppe klärt, wie die Bilder im Gottesdienst gezeigt werden und wer die biblische Geschichte dazu liest. (M2)

Verfassen einer Kyrie-Litanei: Die Gruppe verfasst eine Kyrie-Litanei zur Überschrift: „Wir leben in Saus und Braus und verjubeln alles. Herr, erbarme dich!“ Zur Unterstützung können die Jugendlichen in Zeitungen und Zeitschriften nach entsprechenden Meldungen suchen. Die Gruppe klärt, wer die Litanei im Gottesdienst liest. (M3)

Vorbereitung der allgemeinen Beichte: Die Gruppe beschäftigt sich mit den Gedanken des jüngeren Bruders, der sich fühlt als befände er sich in einer Sackgasse. Die Jugendlichen entfalten dabei den Satz „Vater, ich bin vor Gott und vor dir schuldig geworden“ in Form einer schriftlichen Beichte. (M4)

Entwerfen eines Anspiels vor der Predigt: Die Gruppe gestaltet eine kurze Szene zum Titel „Ich muss was ändern“. (M5)

5. Schritt: Präsentation der Ergebnisse (ca. 30 Min.)

Jede Gruppe stellt das Erarbeitete der Gesamtgruppe vor. Dadurch werden die Ergebnisse aus den Kleingruppen mit dem gemeinsamen Thema verknüpft und eingeordnet. Nach jeder Präsentation besteht die Möglichkeit, aus der Gesamtgruppe Rückfragen zu stellen und eigene Gedanken zum Inhalt zu äußern. Jede Kleingruppe erhält für ihre Leistung Wertschätzung und Applaus. (Für die Umsetzung der Erarbeitungen im Gottesdienst bedarf es eventuell konkreter Verabredungen.)

6. Schritt: Abschluss

Die Leitung bietet eine Verknüpfung der gemachten Erfahrungen mit dem Apostolicum (Vergebung der Sünden) oder dem Vaterunser (Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern) an.
Der Segen nach dem Apostolicum/ Vaterunser kann sich an folgender Formulierung orientieren:

„Es segne euch und alle, die zu euch gehören, die, die ihr mögt, und die, mit denen ihr Schwierigkeiten habt – es segne euch der in seiner Liebe allmächtige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.“

Material

  • Eine Bibel
  • Eine Kerze für die Mitte und Streichhölzer
  • Gelbe, grüne und blaue Blätter (DIN A 5)
  • Stifte für alle Konfis
  • Digitalkamera, Notebook, Beamer, Leinwand
  • Arbeitsblätter M1-M5 nach Anzahl der Jugendlichen
  • M1-M5 (siehe rechts)
Der Baustein ist für eine Einheit von drei Zeitstunden mit etwa 20 Jugendlichen konzipiert. Die Ergebnisse fließen in die Gestaltung eines Gemeindegottesdienstes ein. (Da in Bayern der Buß- und Bettag schulfrei ist, kann dort der Baustein an diesem Vormittag gemacht werden. Empfehlenswert ist es, ihn mit einem gemeinsamen Mittagessen abzuschließen.)
Siehe Fließtext

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