Der vorliegende Baustein stellt eine praxiserprobte und mit einem vernünftigen Vorbereitungsaufwand umsetzbare Einheit dar, die sich besonders für Anfangsstunden bzw. Freizeiten eignet und lose an diverse Städtebau-Simulationsspiele anknüpft. Der Baustein hat eine lebensweltliche Nähe zu den Konfirmand*innen. Der Bau der fiktiven Stadt „Konfi-City“ aktiviert und beteiligt die gesamte Konfi-Gruppe und kann auf intuitive Weise die Bedeutung der Existenz von Kirchen (als Institutionen und als Gebäude und Einrichtungen) innerhalb eines Ortes aufzeigen. Zur leichten und Spaß machenden „Bau-Aktivität“ gehören in allen Phasen der Einheit die begleitenden Gespräche wesentlich hinzu. Es handelt sich bei allen Vorgaben um eine offen gehaltene Einheit, die offen ist für Abänderungen und Vertiefungen über das hier Dargestellte hinaus. Am Ende der Einheit sollten die Konfirmand*innen besser verstehen, wofür Kirchen da sind und warum sie wichtig sind, warum sie gut tun und warum sie mit zu dem gehören, was Menschen brauchen. Es wird bei „Konfi-City“ Wert gelegt auf die Funktion und Wirkung der jeweiligen Gebäude im Gesamtsystem einer Stadt: Eine Kirche übernimmt etwa eine andere Aufgabe als eine Turnhalle oder eine Bäckerei etc. Das Ganze ist auch ein Stück angewandte Soziologie und Gesellschaftstheorie im Konfirmandenunterricht. Wird der Stellenwert und die Aufgaben von Kirche und Religion „vor Ort“ erhellt, ist dies keine funktionalistische Reduktion von Religion, sondern eine geeignete Hinführung zu mehr inhaltlichen Einheiten.
Organisation und Durchführung
„Konfi-City“ ist konzipiert für ca. zwei Konfi-Mittwochnachmittage (ca. 80-120 Minuten) bzw. für einen Workshop- oder Freizeit-Halbtag, idealerweise in der Anfangszeit des Konfi-Jahres. Der Zeitaufwand richtet sich auch nach der Gruppengröße und v. a. der Größe der zu bauenden Stadt. Benötigt wird ein normaler Gruppenraum mit oder ohne Tische. Bei mir hat es sich bewährt, auf dem Boden zu sitzen (ohne Stühle und Tische, nur Sitzkissen), um näher am Stadtplan zu sein. Die Gruppe sollte auch nicht geteilt werden. Alle arbeiten zusammen an einer Stadt. Ich habe die Einheit ca. 6-7 Mal in einer Gruppengröße von 11-22 Konfirmand*innen durchgeführt, wobei die Gespräche in kleineren Gruppen leichter verliefen. Wird „Konfi-City“ jährlich in jedem Kurs wiederholt, werden Ex-Konfis gern als Mitarbeiterinnen mitmachen und sich erneut ins Stadtbau-Vergnügen stürzen, doch auch eine Pfarrer*in allein kann die Sache gut auf sich nehmen. Als sehr positiv stellte sich heraus, dass alle Mitglieder der Gruppe mitmachen und sich auch die Jungs gern beteiligen. Es gibt kaum Peinliches: Das Bauen der Papierhäuser ist sehr leicht und doch kreativ.
Ausschneiden, anmalen, beschriften (die Rechtschreibung ist hier egal und das sage ich auch!), falten, kleben. Alle Häuser bieten mit ihrer Quaderform ein mutiges Bauhaus-Design. Und doch machen die Konfirmand*innen „ihr“ eigenes Häuser-Unikat daraus. Manche der Häuser sind farbig, manche eher einfach gehalten, manche symbolverziert. Positiv ist auch, wie die Unterschiede zwischen den Schularten verblassen. Unbedingt sollte auch die Pfarrerin/der Pfarrer mitmachen. Ich habe festgestellt, dass „Konfi-City“ insgesamt ein guter „Ice-Breaker“ ist und deshalb sinnvollerweise an den Anfang eines Konfi-Jahres gestellt werden kann.
In dieser Phase wird noch nicht gebastelt, nur geredet und nachgedacht. Hierzu versammeln wir uns um den noch weißen Stadtplan. Neben der Überschrift enthält er nur einige Straßenzüge. Als Einstieg sage ich (sinngemäß):
„Das ist Konfi-City. Eine Stadt, die alles haben soll, was Menschen brauchen. Und wir bauen diese Stadt. Also sagt mir, was die Menschen in dieser Stadt brauchen! Einfach drauflos. Ihr könnt nichts falsch machen!“
Und schon melden sich die ersten: Bäcker! Ein A4-Blatt wird verteilt mit einem Haus darauf und dem Auftrag, nachher die Bäckerei daraus zu machen, ganz nach eigener Vorstellung. Nach jeder Nennung frage ich: „Wofür brauchen die Menschen das? Warum ist das wichtig?“ Und es kommen Meldungen, die darauf Antwort geben. Auf keinen Fall vergleiche oder bewerte ich die Antworten. Ich freue mich über die Beteiligung und ermuntere alle zum Mitmachen. Je nach Gruppe können sich tolle Gespräche ergeben.
Aber noch wird nicht ausgeschnitten, denn wir sammeln weiter. Weitere Meldungen stellen sich ein: Tankstelle, Polizei, Rathaus, Gefängnis, Fabrik (je nach Ort trägt sie bestimmte Namen), Schuhgeschäft, Wohnhaus (bitte mindestens 5-10 Wohnhäuser bauen lassen), Kleidergeschäft (natürlich auch mit Namen), Fast-Food-Restaurant (es trägt meist einen bekannten Namen), Fitnessstudio, Dönerbude usw.
Die Gruppe selbst nennt vieles von den Gebäuden und Einrichtungen, die zur „Grundversorgung“ des Ortes gehören. Und immer frage ich nach jeder Nennung in die Runde: „Wofür brauchen die Menschen das?“ Auch bei der Schule wird diese Frage gestellt. Neben allerhand Heiterkeit wird dann auch nachgedacht, warum wir z. B. Schulen und Kindergärten brauchen.
Bei manchen Gebäuden bzw. Einrichtungen, die „Konfi-City“ unbedingt braucht, helfe ich u. U. etwas nach. Im Laufe des Sammelns der Gebäude kommen dann auch – fast immer von selbst – die Nennungen Kirche, Gemeindehaus und Friedhof. Und wieder frage ich jeweils:
„Wofür brauchen die Menschen den Friedhof, die Kirche…?“
Auch hier bewerte ich die Antworten nicht, aber ich bleibe im Gespräch etwas länger bei der Frage: Wofür also ist der Friedhof gut? Mögliche Antwort: Er ist auch für die Lebenden da, als Ort, an dem sie trauern können! – Wofür ist eine Kirche (ein Gottesdienst) gut? Warum könnte den Menschen dort die eine Stunde am Sonntagmorgen gut tun? Was geschieht darin? Oder auch folgende Frage: „Wenn man die Menschen fragt, warum sie in die Kirche gehen, was würden sie dann antworten?“
Doch nun wurde genug nachgedacht, jetzt wird gebaut. Die Gebäude, die noch nicht genannt wurden, werden ergänzt. Und es wird darauf geschaut, dass jeder mindestens zwei Gebäude zur Stadt beiträgt.
Weiterhin auf dem Boden sitzend wird nun gebastelt. Wichtig ist folgende Reihenfolge: Erst wird das Haus ausgeschnitten, dann angemalt bzw. beschriftet, dann erst gefaltet und an den Rändern zusammengeklebt. Wer den Stadtplan mit Bäumen oder anderem verschönern möchte, kann dies gerne tun.
Keine*r muss sich „verkünsteln“. Auch in dieser Phase kann geredet werden. Oft ergeben sich sehr nette Unterhaltungen. Schön ist, wenn der Pfarrer/die Pfarrerin hier mitmacht, mitplaudert und man sich auf diese Weise kennenlernt.
Sofern man „Konfi-City“ an regulären Konfi-Mittwochnachmittagen baut, wird die Zeit zur Fertigstellung nicht ausreichen. Dann wird die Bauphase unterbrochen und am folgenden Mittwoch fortgesetzt.
Spannend ist nun, was so alles entstanden ist. Und es findet alles seinen Platz in „Konfi-City“! Da mag dann der Bauernhof neben der Polizeiwache und der Kindergarten neben dem Fußballstadion stehen. Nun ist die Stadt fertig, und sie hat „alles, was Menschen brauchen“! Mir war immer wichtig, das Werk der Konfirmand*innen durch Fotos aus allen möglichen Winkeln und durch eine Gesamtansicht zu dokumentieren und zu würdigen. Und immer folgte anschließend ein kleiner Bildbericht im Amtsblatt, auf der Gemeinde-Homepage oder an anderer Stelle. Auch an Elternabenden habe ich die Arbeit der Konfirmandinnen vorgestellt.
Doch noch ist die Einheit nicht fertig…
Wir nehmen Platz und sitzen um „Konfi-City“ herum. Nun nehme ich ein (beliebiges) Gebäude in die Hand, entferne es vom Stadtplan und frage:
„Was fehlt den Menschen, wenn… (der Kindergarten, die Polizei, die Feuerwehr…) nicht da ist?“
Gerade diese Phase ist sehr wichtig. Nun wird das in Phase 1 Gesagte und Gedachte vertieft, allerdings umgekehrt: Es wird ein Gebäude kurz entfernt und gefragt, was den Menschen dann fehlen würde. Auch hier gibt es Nennungen. Dann wird das Gebäude wieder auf den Plan zurückgestellt. Auch bei der Kirche (dem Gemeindehaus, dem Friedhof) wird so verfahren. Ich entferne das Gebäude vom Stadtplan und frage:
„Was fehlt den Menschen jetzt? Was können sie jetzt nicht mehr (so gut)?“
Und wieder kommen Antworten, die zeigen, dass die Jugendlichen mit- und nachgedacht haben. Als Abschluss wird „Konfi-City“ noch einmal fotografiert, evtl. ausgestellt oder – leider – wieder abgebaut.
Auch wenn manche Konfirmand*innen ihr Mäppchen dabei haben, sollte man vorgesorgt haben. Wenn nicht schon im Gemeindehaus vorhanden, sollten folgende Materialien besorgt werden:
Unbedingt erforderlich als Stadtplan sind:
Als Spielplan für die Stadt werden die eben genannten großen Papierbögen auf den Boden ausgelegt. In meinen bisherigen, allesamt geschäftigen und ertragreichen „Konfi-City“-Einheiten setzte ich darüber hinaus noch kleine Spielautos mit Eigenantrieb (Kult!) und jede Menge farbige Spielfiguren aus eigenen Spielesammlungen als Bewohner*innen der Stadt ein. Sie dienen zur Auflockerung, Verschönerung und Gestaltung, denn „Konfi-City“ sollte unbedingt fotografiert und der Gemeinde (z. B. im Gemeindebrief oder bei Konfi-Elternabenden) vorgestellt werden. Die Präsentation sorgt bei den Baumeister*innen für Stolz und angemessene Beachtung. Deshalb sollte auch eine Digitalkamera bzw. ein Smartphone mit guter Kamera vor Ort sein.
Mit ❤ gemacht von der anKnüpfen-Redaktion
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