In der Regel nehmen die Konfirmand/innen das apostolische Glaubensbekenntnis als einen für sie fremden, alten Text wahr. Sie finden sich und ihre Lebenswelt darin kaum wieder. Daher ist es die Aufgabe des KU, ihnen Zugänge zu den einzelnen Artikeln des Bekenntnisses zu eröffnen. Der Entwurf setzt dabei auf bewegende bzw. kreative Zugänge, die sowohl das Auswendig-Lernen erleichtern als auch ein Verständnis für Struktur und Intention des Glaubensbekenntnisses wecken sollen. Gleichzeitig versucht er, an bei den Konfirmanden/innen bereits vorhandene Bilder und Vorstellungen von Gott und Jesus Christus anzuknüpfen, diese zur Sprache zu bringen und durch Impulse aus dem Glaubensbekenntnis zu erweitern. Der Aufbau des Entwurfs folgt der Struktur des Glaubensbekenntnisses und orientiert sich an den drei Artikeln zu Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Zum ersten Artikel (Gott, der Vater):
Jede/r Konfirmand/in bringt ihr/sein Bild von Gott mit, meist steht ein bestimmter Aspekt dabei im Vordergrund, der in der Glaubensbiografie eine besondere Rolle gespielt hat – etwa Gott als Hirte, wenn die Geschichte vom verlorenen Schaf als Gute-Nacht-Geschichte erzählt wurde. Im ersten Artikel des apostolischen Glaubensbekenntnisses begegnet uns ein weit gespanntes Bild von Gott: Er ist der Vater, aber auch der Allmächtige, der Schöpfer des Himmels und der Erde. Als Vater ist er uns Menschen zugewandt, als allmächtiger Schöpfergott ist er Herr dieser Welt und für uns unerreichbar. Zwischen diesen beiden Polen lassen sich wahrscheinlich fast alle persönlichen Gottesbilder der Konfirmanden/
innen unterbringen.
Die Konfirmand/innen sollen dazu angeregt werden, ausgehend von verschiedenen biblischen Gottesbildern ihr eigenes Gottesbild zu reflektieren, dieses kreativ auszudrücken und anschließend einander ihre Gottesbilder vorzustellen. Dabei erhalten die anderen Konfirmand/innen der Gruppe die Möglichkeit, ihrerseits das Bild zu deuten. Im gegenseitigen Austausch sollte sich von selbst eine Phase des Theologisierens ergeben über die Frage, wer Gott für uns ist. Damit wird zugleich der Grundintention des apostolischen Glaubensbekenntnisses nachgespürt: In Worte fassen, wer der Gott ist, an den wir glauben.
Zum zweiten Artikel (Gott, der Sohn):
Der zweite Artikel zeichnet eine Bewegung nach, die auch dem Hymnus aus dem Philipper-Brief zugrunde liegt: Vom Himmel herab kam Jesus auf die Erde („empfangen“, „geboren“), dort erlebte er Schlimmes („gelitten“, „gekreuzigt“, „gestorben“), kam sogar unter die Erde („begraben“ und noch tiefer: „hinabgestiegen in das Reich des Todes“) und erstand am dritten Tag von den Toten. Kurz danach ging es
wieder hinauf in den Himmel, bis zu dem Tag, an dem er wieder von dort kommen wird („von dort wird er kommen zu richten die Lebenden und die Toten“).
Die Konfirmand/innen bringen in der Regel ganz andere Geschichten und Vorstellungen von Jesus Christus mit. Diese Vorstellungen werden zunächst gesammelt und mit dem zweiten Artikel des Glaubensbekenntnisses verglichen. Anschließend wird versucht, die besondere Bewegung des zweiten Artikels „nachzugehen“, um sich so den Sinn und das Anliegen der christologischen Aussagen des Glaubensbekenntnisses erschließen zu können. Hier steht stärker die katechetische Funktion des Glaubensbekenntnisses im Vordergrund – lernen und verstehen, wer Jesus Christus war und was er für uns getan hat.
Der dritte Artikel des Glaubensbekenntnisses kann mit einem anderen Baustein gestaltet werden.
Die Bausteine wurden in der vorliegenden Form an zwei Konfi-Nachmittagen mit einer größeren Konfi-Gruppe erprobt. Die Bausteine lassen sich auch gut für einen Konfi-Samstag oder gar ein Konfi-Wochenende kombinieren (s. Ablauf im Überblick zu Beginn der Bausteine). An einem Konfi-Wochenende bietet es sich an, die Erfahrung der Gemeinschaft und Zeiten der Stille für spirituelle Erfahrungen als Konkretisierung des 3. Artikels des Glaubensbekenntnisses in einem Abschlussgottesdienst aufzugreifen.
Baustein 1 füllt einen gesamten Konfi-Nachmittag aus. Die Gottesbilder der Konfirmand/innen eigenen sich anschließend für eine Ausstellung bzw. Power-Point-Präsentation am Konfi-Elternabend, in einem Gottesdienst oder an der Konfirmation.
Um die Bewegung aus Baustein 2 umsetzen zu können, sind drei „Etagen“ und ein Treppenhaus nötig:
Besonders eindrucksvoll ist die Himmelfahrt, wenn ein Fahrstuhl zur Verfügung steht. Steht kein Gebäude mit drei Etagen zur Verfügung, sind andere Lösungen denkbar: Kirche (Glockenturm – Empore – Schiff) oder in einem einstöckigen Gemeindehaus die „Himmelsebene“ mit Leitern, Tischen und Tüchern gestalten. Die Stockwerke können zur Verstärkung des Effekts dekoriert und mit Material und kleinen Aufgaben gestaltet werden, eine nur sprachliche Beschreibung der verschiedenen Orte – ohne Vorbereitungsaufwand – ist auch möglich, z. B. in Form einer Reiseführung.
– Tische fürs Malen Vorbereiten
– Zuckerkreide und Fotokarton bereitstellen
– Gestaltete Mitte mit Steinen und Stühle im Halbkreis anordnen, um mit der Power-Point-Präsentation beginnen zu können.
Wer ist Gott? Wer ist Gott für euch? Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Gott kann man sich nicht so richtig vorstellen. Deshalb gibt es viele verschiedene Bilder von Gott – in unseren Köpfen und Herzen, aber auch schon in der Bibel. Einige dieser Bilder möchte ich euch vorstellen.
(Power-Point-Präsentation starten, die Bibeltexte werden vorgelesen)
Direkt nach der Power-Point-Präsentation werden die Konfirmand/innen gefragt:
„Welche Bilder von Gott sind euch hängen geblieben?“
Jeweils die Bilder in die Mitte legen, die von den Konfirmand/ innen genannt werden. Danach die fehlenden Bilder ergänzen.
Jetzt liegen alle Bilder von Gott in der Mitte, die wir vorhin gesehen haben. Schaut sie euch noch einmal an und überlegt, welches Bild euch besonders anspricht und mit welchem Bild ihr gar nichts anfangen könnt. Legt einen hellen Stein auf euer Lieblings-Gottesbild, legt einen dunklen Stein auf das Bild, mit dem ihr nichts anfangen könnt.
Manche Konfirmand/innen scheuen sich davor, sich Gott bildhaft vorzustellen, teilweise erinnern sie sich an das Bilderverbot des Dekalogs „Du sollst dir kein Bildnis machen, um es anzubeten“. Dieser Einwand sollte aufgenommen werden und auf ein Doppeltes hingewiesen werden: Zum Bilderverbot gehört ein finaler Nebensatz. Nicht Bilder an sich sind verboten, sondern Bilder, die angebetet werden. Die Bilder, die gerade betrachtet wurden, stammen alle aus der Bibel. Denn wir Menschen denken nicht nur abstrakt, sondern sind darauf angewiesen, uns etwas vorstellen zu können. Gottesbilder helfen uns, Aspekte von Gott zu erfassen und zu erfühlen, die uns bei einer abstrakten Beschreibung verborgen bleiben würden.
Impuls zur Bewertung mit Hilfe der Steine:
„Was sind eure Favoriten? Mit welchem Gottesbild kann fast keiner etwas anfangen? … Diejenigen, die die Steine bei XY gelegt haben, was habt ihr euch dabei gedacht? Warum gefällt euch diese Gottesbild? Oder warum gefällt es euch nicht?“
Bestimmt hat jeder und jede von euch auch eine Vorstellung von Gott, die für ihn oder sie besonders wichtig ist. Manchmal macht man sich darüber wenig Gedanken. Vielleicht ist es aber auch so, dass, wenn ihr an Gott denkt und die Augen schließt, euch immer ein bestimmtes Bild in den Sinn kommt. Oder eines der Bilder, die wir miteinander betrachtet haben, drückt genau das aus, was euch an Gott wichtig ist.
Ihr habt jetzt 20 Minuten Zeit euer Bild von Gott zu malen. Sucht euch einen Fotokarton aus, nehmt die Zuckerkreide und versucht mit den Farben auszudrücken, wie oder wer Gott für euch ist. Die Bilder zeigen wir uns nachher gegenseitig. Wem nicht sofort etwas einfällt, kann sich noch einmal die verschiedenen Bilder in der Mitte anschauen und sich davon inspirieren lassen.
Jede/r Konfirmand/in stellt sein Bild in einem Halbplenum reihum vor. Es wird am Ende in die Mitte zu den biblischen Gottesbildern gelegt.
In vier Schritten wird jedes Bild besprochen:
Damit die ganze Gruppe alle Gottesbilder sehen kann, werden die Bilder zu Beginn der nächsten Einheit ausgestellt.
Der/die Mitarbeiter/in legt die drei Gottesprädikationen des ersten Artikels des Glaubensbekenntnisses an die Ränder der Mitte: links „Vater“, rechts „Allmächtiger“ und „Schöpfer des Himmels und der Erde“.
Wahrscheinlich lassen sich fast alle unsere Bilder von Gott zwischen diesen beiden Aussagen einordnen: Manche erleben Gott als jemand, der ihnen ganz nah ist und sie vielleicht tröstet. Wie einen Vater. Andere staunen mehr über Gottes Kraft und Allmacht und erinnern sich daran, dass unser ganzes Leben von ihm kommt.
Wenn möglich, sollte man auf konkrete Bilder der Konfirmand/ innen eingehen und sie in Beziehung zu den Aussagen des Apostolicums über Gott setzen.
Der erste Teil des apostolischen Glaubensbekenntnisses lautet: „Ich glaube an Gott den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde …“ Diesen Teil sprechen wir gemeinsam im Stehen. Wer möchte, kann sich dabei Gott so vorstellen, wie ihr ihn für euch seht.
Dieser Teil kann mit einem der Gruppe vertrauten Ritual schließen.
(90 Minuten oder ganzer Konfi-Tag)
Einige der Gottesbilder werden in die Mitte gelegt.
Den ersten Teil des Glaubensbekenntnisses habt ihr ja schon kennen gelernt. Wir sprechen ihn noch einmal gemeinsam … Was denkt ihr, wie geht es weiter? Was ist noch für unseren Glauben wichtig zu sagen? … Jesus Christus ist heute das Thema. Das ist entscheidend. Er ist entscheidend. Denn der Glaube an Jesus Christus unterscheidet uns Christen von allen anderen Religionen.
Von Jesus Christus habt ihr bestimmt schon viel gehört. Schreibt auf einen Zettel, was euch spontan zu Jesus Christus einfällt. Lest eure Zettel vor und legt sie dann in die Mitte.
Ein/e Mitarbeiter/in spricht den christologischen Artikel des Glaubensbekenntnisses langsam vor und legt die einzelnen Aussagen nacheinander in einer langen Reihe neben die Zettel der Konfirmand/innen.
Ihr habt gehört und könnt nachlesen, was das Glaubensbekenntnis über Jesus Christus aussagt. Fällt euch etwas auf, wenn ihr diese Aussagen mit euren Zetteln vergleicht? Versucht eure Zettel den Aussagen des Glaubensbekenntnisses zuzuordnen. Legt eure Zettel zu der Aussage des Glaubensbekenntnisses, zu der sie eurer Meinung nach am besten passen.“
Vermutlich wird man das Glaubensbekenntnis zwischen Geburt und Leiden Jesu Christi auseinander schieben müssen, um Platz für die Erzählungen aus Jesu Leben zu haben, die den Konfirmanden/innen zu Jesus Christus eingefallen sind.
Das Ergebnis wird miteinander betrachtet.
Was meint ihr: Warum enthält das Glaubensbekenntnis keine der Geschichten über Jesus, die wir gern erzählen und hören?
An dieser Stelle kann mit den Konfirmanden/innen erarbeitet werden, welche Funktion die Reduktion hat und warum diese Aussagen über Jesus die wichtigsten sind. Zu beachten sind dabei die unterschiedlichen Funktionen, die das Glaubensbekenntnis haben kann: Es definiert den Glauben, stiftet Gemeinschaft nach innen, grenzt damit aber zugleich auch nach außen ab, hat kerygmatische (verkündigende, predigende), doxologische (Lob preisende) und katechetische (die Religionslehre betreffende) Funktion.
Wir werden uns jetzt auf eine Reise mit dem Glaubensbekenntnis begeben und den Weg nachgehen, den Jesus Christus gegangen ist. Womit fangen die Aussagen über Jesus Christus im Glaubensbekenntnis an? Wo müssen wir starten, weil Jesus dort am Anfang war?
Der/die Mitarbeiter/in spricht mit den Konfirmand/innen jeweils laut die entsprechenden Worte des christologischen Artikels, gemeinsam gehen sie den Weg Jesu nach, dabei können die einzelnen Stationen mit Farben und Symbolen gestaltet sein und durch kurze Aufgaben ergänzt werden:
Himmel: zwei Sessel, weißes Tuch, eventuell Musik. Aufgabe: „Schließt eure Augen und stellt euch den
Himmel vor! Wie fühlt es sich an, hier zu sein?“
Vom Himmel auf die Erde hinabgehen: Plakat mit Philipper 2, 6-7 an der Treppe. Aufgabe: „Was hat Jesus alles losgelassen und hergegeben? Schreibt Stichworte auf das Plakat!“
Auf der Erde: Weihnachtskrippe mit Figuren; rotes Tuch mit Eselfigur oder Palmzweig, Abendmahlsgeschirr, Schüssel mit Wasser oder Handtuch (Pilatus wäscht seine Hände in Unschuld), Dornenkrone, Nagel, Kreuz. Aufgabe: „Stellt die Krippenfiguren so auf, wie ihr die Weihnachtsgeschichte kennt! Ordnet anschließend die Gegenstände in der Reihenfolge an, wie sie in der Leidens- und Sterbens-Geschichte Jesu vorkommen!“
„begraben“: schwarzes Tuch, Weizenkorn, Johannes 12, 24. Aufgabe: „Was meint Jesus damit, wenn er sich mit einem Weizenkorn vergleicht? Versucht es zu erklären.“
Im Totenreich: schwarzes Tuch, viele kleine Steine, kleines Kreuz. Aufgabe: „Jesus ist auch in den tiefsten Tiefen zu finden. Nimm einen Stein in deine Hand, denke an einen Tiefpunkt deines Lebens und lege ihn an das Kreuz. Denn Jesus war/ist da.“
Wieder auf der Erde / Auferstehung: Osterkerze und Streichhölzer, eine Bibel. Aufgabe: „Zündet die Osterkerze an! Lest euch einen Auferstehungsbericht vor, z.B. Markus 16,1-8.“
Wenn möglich: Fahrstuhlfahrt. Davor Aufgabe: „Wie ging es dann mit Jesus weiter? Was müssen wir jetzt machen?“
Zurück im Himmel: s.o. Aufgabe: „Setzt euch nacheinander auf den linken der beiden Sessel. Was bedeutet es, zur Rechten Gottes zu sitzen?“
Wiederkunft: Schwert oder Waage dem Konfirmanden/der Konfirmandin geben, der/die als letzter zur „Rechten Gottes“ saß. Ihn/sie als ersten die Treppe hinabschicken, dabei den letzten Teilsatz des christologischen Artikels miteinander laut sprechen und gemeinsam zur Erde zurückkehren.
Variante, wenn nur wenig Zeit zur Verfügung steht: Eine Art Reiseführung inszenieren. Der/die Mitarbeiter/in stellt sich als Reiseführer (mit Hut und Schirm) vor, malt den Konfirmand/innen die entsprechenden Stationen vor Augen und die Konfirmand/innen folgen ihm/ihr auf dem Weg.
Reiseführer: „Herzlich willkommen, meine sehr verehrten Damen und Herren, auf unserer Rundreise durch das Leben Jesu! Wie sie bereits bemerkt habe, startet unsere Reise im Himmel, gleich mit dem ersten Highlight. Bitte folgen Sie mir … Ja, der Himmel. Es ist ein wunderbarer Ort, ein Ort des Friedens, des Glücks. Doch das Beste: Hier sind wir Gott ganz nah. Spüren Sie, wie wohl Ihnen das tut?!? … Aber leider können wir hier nicht bleiben. Haben Sie unsere Reiseroute noch im Kopf? Wie heißt unser nächstes Etappenziel? …“
Wir sind alle wieder zurück auf der Erde. Das Glaubensbekenntnis hat es wirklich in sich, wie ihr wahrscheinlich gemerkt habt. Mit so wenigen Worten wird so viel ausgesagt. Einige Aussagen haben euch vielleicht überrascht und gefallen, andere sind nicht ganz einfach zu verstehen und zu glauben.
Versucht die „Reise“ auf ein Blatt zu malen – jeder für sich. Macht ein Ausrufezeichen an die Stellen, die euch gefallen haben, und ein Fragezeichen, wenn ihr etwas komisch fandet. Vergleicht eure Ergebnisse!
Das Blatt kann anschließend im Konfi-Ordner abgeheftet werden.
Oder:
Überlegt euch, welche Aussage des Glaubensbekenntnisses euch heute besonders angesprochen hat, ob ihr vielleicht für euch etwas Neues entdeckt habt. Und überlegt euch, was ihr schwierig findet. Reihum darf jeder sagen, was er entdeckt hat!
Als Abschluss werden die Stationentitel der christologischen Bewegung auf dem Boden und um sie herum stehend das Glaubensbekenntnis gemeinsam gesprochen.
Baustein 1
Baustein 2
Mit ❤ gemacht von der anKnüpfen-Redaktion
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