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Ein Platz zum Sein – Impulse für eine lebendige Konfi-Arbeit

Tobias Bernhard und Johannetta Cornell stellen mit Ein Platz zum Sein ein Buch vor, das Konfi-Arbeit als Motor kirchlicher Entwicklung versteht. Statt Methoden liefert es Denkanstöße – nah an der Jugendarbeit, dialogisch und mit viel Raum für eigene Reflexion.

Mit diesem Buch nehmen Tobias Bernhard und Johannetta Cornell die Leser*innen in sieben Kapiteln in sieben Gesprächsrunden mit. Es geht dabei rund um Konfi-Arbeit und um ihre Kraft in Transformationsprozessen in Gemeinden und Kirchenregionen. Die Konfi-Arbeit, ihre konzeptionellen Grundlagen und ihre Ausrichtung stehen im Mittelpunkt. Die Gestaltung des Buches zeigt, dass die Leser*innen eingeladen sind, in einen Diskurs mit dem Dargebotenen einzutreten. So sind immer wieder Hinweise, Statements, Berichte oder Zitate in Form von Sprechblasen eingefügt. Sie sind als ergänzende Einwürfe der beiden Autor*innen zu erkennen oder als Voten und Anmerkungen der Konfirmand*innen. Außerdem sind Freizeilen eingefügt, um eigene Gedanken und Überlegungen einzutragen.

Den Auftakt bildet eine kirchentheoretische Standortbestimmung, die aus der Perspektive der Jugendarbeit vorgenommen wird. Kirche wird als „Bewegung“ und von ihrem Ereignischarakter her verstanden. Konsequenterweise wird die intentionale Ausrichtung jeglicher Arbeit mit Jugendlichen mit dem Satz beschrieben: „Hier ist gut sein!“ nach Mt 17,4 (S.16), und von hier aus ist auch der Titel des Buches „Ein Platz zum Sein“ zu verstehen. Wobei sich unter diesem Motto die beschriebene Auffassung von Konfi-Arbeit vom traditionellen Kirchen- und dem parochialen, lokalen Gemeindeverständnis emanzipiert. Konfi-Arbeit ist selbstverständlich als Teil von Kirchenentwicklung zu betrachten, ja ihr „kommt […] eine Schlüsselrolle“ (S.9) zu, sie ist „ein Motor für Veränderungen“ (S.65). Kein Wunder, dass darum auch die „Regionalisierung in der Konfi-Arbeit“ (S.72) ein eigenes Kapitel erhält, deren Aspekte an einem Beispiel aus dem Kirchenkreis Potsdam-Mittelmark dargestellt wird.

Es wird an zahlreichen Stellen deutlich, dass das Autor*innenteam die Konfi-Arbeit sehr dicht an der Jugendarbeit sieht, wenn es nicht sogar das eine oder andere Mal die Konfi-Arbeit ganz als Teil der Jugendarbeit versteht. Es werden darum wiederholt auf Konzeption und Erfahrungen aus der Lindauer Jugendkirche luv Bezug genommen. So ist man als Leser*in zur konstruktiven Auseinandersetzung mit den profilierten Positionen eingeladen: „[…] wir [möchten] mit dir weiterdenken an der Idee, wie eine gelingende Konfi-Arbeit aussehen kann, die sich aus dem Bild einer jugendlichen Gemeinde her entwickelt, in der Chillen und Beten den gleichen Wert haben, in welcher der (junge) Mensch und seine Beziehung zu sich selbst, zum Gegenüber und zu Gott* [sic!] im Vordergrund stehen und weder Tradition noch Institution sich einmischen.“ (S.21) Ob dies der Jugendarbeit wie der Konfi-Arbeit gerecht wird, sei dahingestellt und muss im Dialog mit den beiden Autor*innen und ihrem Buch sicherlich diskutiert werden. „Dass Konfi-Arbeit in erster Linie Beziehungsarbeit mit den Jugendlichen ist, ist eigentlich allen Verantwortlichen klar.“ (S.92) wird als Ausgangspunkt beschrieben, um sich der Qualitätsentwicklung in der Konfi-Arbeit zuzuwenden und nach dem Profil von Konfi-Arbeit oder „was sie ausmacht“ (S.91) zu fragen. Antworten werden konsequent von den Jugendlichen her und aus ihrer Perspektive gesucht. Das Buch mündet schließlich in ein Kapitel, das Konfi-Arbeit im Team und die Teamer*innen in der Konfi-Arbeit beleuchtet.

Wer sich auf dieses Buch und den mit ihm beabsichtigten Diskurs über zeitgemäße und zukunftsfähige Konfi-Arbeit einlässt, wird schon auf den ersten Seiten merken, dass hier zwar ein Buch vorliegt, das ganz aus der Praxis schöpft, aber keine Anleitung für einzelne Konfi-Stunden bietet und auch keine umfangreiche Methodensammlung oder gar „Unterrichtsmaterial“ zwischen den Buchdeckeln birgt.

Das wäre auch schwer denkbar, da doch Konfi-Arbeit ausgehend von Subjektorientierung und dem für die Konfi-Arbeit 1998 formulierten „Perspektivwechsel“ verstanden wird. „So wird Konfi-Arbeit nicht länger das Ziel verfolgen, Konfis auf einem bestimmten Weg in die Gemeinde hineinzuführen […], sondern sie auf dem Weg zu begleiten, auf dem sie ja schon sind und konsequent damit zu rechnen, dass Gottes Geist sich in ganz unterschiedlichen Momenten erfahrbar macht.“ (S.24)

Von hier aus entwickeln die Autor*innen das Ziel von Konfi-Arbeit, welches sie darin erkennen, „Gott* zu spüren und nicht Kirche“ sowie „die eigene Welt mit Gottes Gegenwart zu entschlüsseln“: (S.34) Um die Bedeutung von Konfirmation zu beschreiben, greifen die beiden Autor*innen nicht auf traditionelle Definitionsmuster zurück. Zugespitzt fassen sie die Bedeutung in drei Aspekten zusammen: „Heute stehst du hier im Mittelpunkt, um sichtbar zu machen, dass du einen wichtigen Platz bei Gott* hast! Du bist gemeint! Du bist nicht allein! Gottes Segen ist mit dir!“ (S.37)

Wenn man ins Gespräch gehen möchte, wie zeitgemäße Konfi-Arbeit konzipiert und gestaltet werden kann, dürfen dann doch einige Praxisideen zu neuralgischen Punkten nicht fehlen. Unter der Überschrift „Ein Werkstatt-Besuch im Konfi-Kurs“ geht es unter anderem um „neue und ältere Ideen für Gottesdienst und Andachten“, die Gestaltung von Ritualen, die Gruppendynamik wahrnehmende und unterstützende Methoden sowie kleine und etwas größere Spielideen, die zum Teil in einigen wenigen Fällen der Literatur entnommen sind, die in den zurückliegenden sechs Jahren erschienen sind. Das im Vorwort angekündigte „Downloadmaterial“ ist kein ergänzendes, nur digital verfügbares Material, sondern die digital verfügbar gemachten Texte, die sich in den erwähnten Kapiteln der Printausgabe finden.

Auch wenn man sich fragen mag, ob dieses189 Seiten umfassende Buch vielleicht zu viele Aspekte vereint, sollte es doch immer wieder zur Hand genommen werden, um die eigene Konfi-Arbeit im Team oder mit den Leitungsverantwortlichen kritisch zu reflektieren, Ausrichtung, Organisationsformen, Methoden sowie nicht zuletzt die Position und Rolle der Konfi-Arbeit in den regio-lokalen Entwicklungsprozessen zu überdenken.

Die hier profiliert dargestellte, sicher zeitgemäße, aber nicht unumstrittene Position, an der man sich reiben, vielleicht auch eins ums andermal wundreiben mag, gibt Anlass zur Diskussion und Reflexion. Es liegt also ein Buch vor, das nicht zur schnellen Lektüre gedacht ist, sondern in mehreren Durchgängen erarbeitet sein will.

Insgesamt ein sehr zu empfehlendes Werk, das immer wieder in all den anstehenden Veränderungsprozessen zur Hand genommen werden möchte!

Tobias Bernhard, Johannetta Cornell: Ein Platz  zum Sein. Konfi-Arbeit lebensnah und kontextuell gestalten. Ideen & Impulse, Neukirchen-Vluyn, Neukirchner Verlagsgesellschaft, 2025, 189 Seiten.

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