Impulse für die Konfi-Arbeit

Konfis entdecken Utopien als Antrieb für Veränderungen

Blick in die Zukunft

Wie soll die Welt von morgen aussehen? Was kann und muss sich verändern? Und welche Schritte können wir auf dem Weg in eine nachhaltigere und gerechtere Zukunft gehen? Diesen Fragen gehen Konfis in diesem Baustein nach.

Ein Baustein von Enya Purnhagen

Bild: Enya Purnhagen

Wie soll die Welt von morgen aussehen? Was kann und muss sich verändern? Und welche Schritte können wir auf dem Weg in eine nachhaltigere und gerechtere Zukunft gehen? Diese Fragen stehen bei dem vorliegenden Baustein im Vordergrund. Sie fragen nach der eigenen Zukunft und der Zukunft der Welt und betreffen damit nicht nur die eigene Lebenswelt der Konfis, sondern prägen durch den Bezug zum Thema Gerechtigkeit und der eigenen Lebensgestaltung auch ihren Glauben.

Im ersten Teil des Bausteins beschäftigen sich die Konfis zunächst mit ihren eigenen Gefühlen in Bezug auf die Zukunft und den Ist-Zustand unserer Gesellschaft. Dazu arbeiten sie in einer Brainstorming-Phase die Probleme heraus, die ihnen persönlich begegnen oder Teile der Gesellschaft betreffen. Im Anschluss wird in den zukunftsorientierten Teil der Einheit übergeleitet, in dem die Konfis den Blick in die Zukunft wagen und ihre eigene Nachrichtensendung konzipieren.

Theologisch weist der Baustein insbesondere zum Thema „Reich Gottes“ Parallelen auf, dem in einer vorangehenden oder anschließenden Einheit mit Fragen nach der Gegenwärtigkeit des Reichs Gottes und nach dem Beitrag des Menschen zu dessen Verwirklichung nachgegangen werden kann. Zur Veranschaulichung dient hierbei beispielsweise das Gleichnis vom Senfkorn (Mk 4,30–32) mit seiner zentralen Botschaft: Das Reich Gottes beginnt im Jetzt, während seine Vollendung noch ansteht – so, wie auch das Senfkorn gesät, aber noch nicht zu einem Baum gewachsen ist. Darüber hinaus lässt sich auch zu Themen wie Gerechtigkeit, Schöpfungsbewahrung oder Taufe ein theologischer Bezug herstellen.

Das Konzept des Bausteins basiert auf der Theorie des „Regulatorischen Fokus“ aus der Sozialpsychologie, nach der sich Menschen in der Motivation ihres Handelns hinsichtlich zwei Fokussen unterscheiden lassen: Menschen mit einem „Promotion-Fokus“ streben Maximalziele an, während Menschen mit einem „Prevention-Fokus“ auf das Vermeiden von Fehlern, folglich auf Minimalziele fokussiert sind. Das Individuum weist sowohl einen dauerhaften als auch einen situationsabhängigen Fokus auf.[1] Lea Dohm, Psychologin und Aktivistin bei „Psychologists for Future“, wendet diese Theorie auf die Klimakrise und das Handeln zu dessen Bekämpfung an. Demnach gibt es Menschen, deren Motivation aus negativen Zukunftsbildern und dem Vermeiden einer Katastrophe resultiert. Aber es gibt auch solche, die sich durch positive Zukunftsbilder von einer lebenswerten und gerechteren Welt zum Handeln motivieren lassen.[2]

Die Klimakrise mit ihren heute schon spürbaren Folgen und die aktuelle Klimapolitik, aber auch weitere gesellschaftliche Probleme bieten genug Potenzial für dystopische Zukunftsvorstellungen. Zeitgleich fehlt es oft an Utopien und Ideen, die Bilder einer besseren Zukunft zeichnen. In dem Baustein haben die Konfis daher die Möglichkeit, einen positiven Gegenentwurf für die Zukunft zu gestalten und eine neue Sichtweise auf Herausforderungen unserer Zeit zu erlangen. Gemeinsam entwickeln sie Utopien für unsere Welt im Jahr 2050 und lernen, positive Zukunftsbilder als Antrieb für gesellschaftliche und persönliche Veränderungen zu nutzen. Ihnen wird damit ein Werkzeug an die Hand gegeben, eine eigene Motivation für klimabewusstes Handeln zu finden sowie Kraft und Hoffnung für den Umgang mit Zukunftsängsten und Herausforderungen zu schöpfen. Den Konfis wird so ein Gefühl von Selbstwirksamkeit vermittelt.

  • 3 Stationen vorbereiten, z. B. auf 3 Tischen (für 2. Schritt):
    • je ein Plakat für Brainstorming vorbereiten: Frage notieren, die zum entsprechenden Lied oder Zeitungsartikel (s. u.) passt, z. B.
    • „Welche Probleme werden in dem Lied/Zeitungsartikel angesprochen?“
    • je ein Smartphone mit WLAN-/Internetzugang oder andere Abspielmöglichkeit bereitlegen und Lieder aufrufen (s. Links im 2. Schritt)
    • Texte der ausgewählten Lieder ausdrucken
    • evtl. passende Zeitungsartikel ausdrucken/kopieren
    • Stifte bereitlegen
  • M2 und M3 pro Kleingruppe einmal ausdrucken und auf Tischen bereitlegen (für 4. Schritt)

1. Schritt: „Wo stehe ich?“ – Meinungslinie (10 Min.)

Die Teilnehmenden setzen sich mit ihren Gefühlen in Bezug auf ihre Zukunft auseinander und artikulieren diese in der Gruppe. Ein Stimmungsbild der Gruppe wird visualisiert und ein Austausch angeregt.

Vorab wird auf dem Boden mit Klebeband oder einem Seil eine Linie markiert. Im Freien kann zum Beispiel auch eine Wegbegrenzung als Linie verwendet werden.

Heute denken wir gemeinsam über das Thema Zukunft nach. Lasst uns zum Einstieg herausfinden, wie es uns eigentlich mit dem Thema geht und welche Gefühle wir dazu haben.

Ich werde euch nun einige Fragen vorlesen. Eure Aufgabe ist es, euch zu diesen Fragen entlang der Linie zu positionieren. Das rechte Ende der Linie steht für positiv, gut oder ja, das linke Ende für negativ, schlecht oder nein. Je nachdem, wie stark ihr euch zu der jeweiligen Position hingezogen fühlt, stellt ihr euch entlang der Linie auf.

–     Wie geht es dir heute? (gut/schlecht)
–     Machst du dir Gedanken darüber, wie dein Leben in Zukunft aussehen wird? (ja/nein)
–     Wie siehst du deine Zukunft in 5 Jahren? (positiv/negativ)
–     Wie siehst du deine Zukunft in 15 Jahren? (positiv/negativ)
–     Hast du Angst vor der Zukunft? (ja/nein)
–     Freust du dich auf die Zukunft? (ja/nein)
–     Setzt du dich schon dafür ein, dass die Welt in Zukunft schön sein und bleiben wird? (ja/nein)

Nach jeder Frage kann die Leitung in die Gruppe oder an einzelne Konfis gerichtet fragen, warum sie sich so positioniert haben. An dieser Stelle ist es wichtig, dass die Konfis etwas sagen dürfen, aber nicht müssen. Die Fragen können je nach Gruppe angepasst werden.

Die Konfis positionieren sich. (Bild: Enya Purnhagen)

2. Schritt: Die Probleme unserer Zeit – Brainstorming an Stationen (25 Min.)

Die Teilnehmenden reflektieren den Ist-Zustand der Gesellschaft und entwickeln ein Bewusstsein für aktuelle Probleme. Die Ergebnisse aus der vorherigen Übung können hier aufgegriffen werden.

Es kann sein, dass einige von euch eher besorgt in die Zukunft blicken. Gründe dafür sind sicherlich auch die Probleme, die uns schon heute betreffen oder die wir zum Beispiel über die Nachrichten mitbekommen. Deshalb beschäftigen wir uns jetzt etwas genauer mit diesen Problemen.

Im Raum sind drei Stationen aufgebaut. Dort findet ihr Materialien und Lieder, die bestimmte Themen und Probleme ansprechen, sowie Plakate. In den nächsten 15–20 Minuten könnt ihr euch frei von Station zu Station bewegen, die Musik anhören, die Materialien lesen und eure Gedanken zu den Fragen auf dem jeweiligen Plakat notieren.

Station 1: Konsum

Lied: „Konsum“ – GReeeN

Station 2: Zusammenleben

Lied: „Fair“ – Nura

Station 3: Klima und Umwelt

Lied: „Fieber“ – Peter Fox

Bild: Enya Purnhagen

Es sollten nicht nur die Liedtexte ausgelegt werden, sondern die Lieder sollen auch abgespielt werden können, damit das Gefühl zu den Themen über Musik vermittelt wird. Aktuelle Zeitungsartikel können das jeweilige Thema vertiefen.

Denkbar ist auch eine weitere Station, losgelöst von dem Impulsmaterial. Hier könnte die Frage auf dem Plakat lauten: „Fallen euch noch mehr Probleme ein, die uns aktuell begegnen?“ oder „Welche Probleme beschäftigen dich aktuell?“

Im Anschluss an die Brainstorming-Phase werden die Konfis dazu aufgefordert, die Plakate in der Gruppe vorzulesen. Rückfragen von der Leitung oder von anderen Konfis können gestellt werden.

3. Schritt: Traumreise ins Jahr 2050 (15 Min.)

Die Vorstellungskraft der Teilnehmenden wird angeregt. Es wird vom Ist-Zustand in die Zukunft übergeleitet und eine kreative Ideenfindungsphase eingeleitet.

Wir haben uns gerade mit den Problemen beschäftigt, die uns allen mehr oder weniger oft im Alltag begegnen. Dabei wollen wir aber keinesfalls bleiben. Heute soll es vielmehr um die Zukunft gehen, um all das, was möglich ist und was wir noch erreichen können. Das heutige Thema lautet deshalb: Utopien. Weiß jemand von euch, was das Wort „Utopie“ bedeutet?

Definition

Das Wort „Utopie“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt „nirgendwo“, „ohne Ort“ oder „guter Ort“. Bei uns wird das Wort als Bezeichnung für etwas genutzt, das wir uns vorstellen können, was es aber in Wirklichkeit noch nicht gibt. Häufig wird das Wort auch benutzt, um einen perfekten Staat oder eine perfekte Gemeinschaft zu beschreiben, in der das Zusammenleben besser funktioniert und heutige Probleme gelöst wurden.

Warum, denkt ihr, beschäftigen wir uns heute mit Utopien?

Mögliche Erklärung: Eine Utopie, also eine schöne Vorstellung von der Zukunft, kann motivierend sein, etwas zu verändern und sich für Verbesserungen einzusetzen. Ein Ziel vor Augen zu haben, zeigt, weshalb wir einen Weg gehen sollten. Deshalb beschäftigen wir uns heute mit dem Thema.

Zunächst begeben wir uns in unserer Fantasie auf eine Reise in die Zukunft.

Wir suchen uns nun eine bequeme Sitzposition, in der wir in den nächsten Minuten entspannt verweilen können und kommen langsam zur Ruhe …

Schließe deine Augen, vergiss den Raum um dich herum und konzentriere dich auf meine Worte. Lasse die Bilder und Ideen zu, die in deinen Gedanken aufkommen, ohne sie zu bewerten.

Die Traumreise (M1) wird vorgelesen.

Bei dieser Methode ist es besonders wichtig, dass eine ruhige Atmosphäre geschaffen wird und sich die Konfis wohlfühlen. Wenn die Leitung die Traumreise vorliest, sollte sie darauf achten, dass ausreichend Pausen gelassen werden. Nach den Fragen sollte jeweils genug Zeit zum Nachdenken und Imaginieren sein. Es bietet sich an, nach der Übung eine Reflexionsrunde anzuleiten, in der die Konfis erzählen können, wie sie sich bei der Traumreise gefühlt haben.

4. Schritt: Unsere Utopie 2050 – Kleingruppenarbeit (40 Min. + 15 Min. für die Vorstellung der Ergebnisse)

Die Teilnehmenden setzen sich lösungsorientiert mit aktuellen Problemen auseinander, indem sie Modelle zukünftigen gesellschaftlichen Zusammenlebens entwickeln. Die Ideen werden durch die kreative Dokumentationsform greifbar.

Gedanklich befinden wir uns jetzt in der Zukunft, im Jahr 2050. Das wollen wir auch im nächsten Teil beibehalten.

Wir bilden gleich Kleingruppen mit je 3–4 Personen. In den Gruppen beschäftigt ihr euch etwas genauer mit der Zukunft und entwickelt gemeinsam eine eigene Utopie. Auf den Tischen findet ihr dazu Fragen, an denen ihr euch orientieren könnt. Natürlich könnt ihr aber auch alles andere diskutieren, was euch zum Thema einfällt.

Gemeinsam sollt ihr eine Nachrichtensendung erstellen. Ihr formuliert also Schlagzeilen mit kurzen Erklärungen, die beschreiben, wie die Welt im Jahr 2050 in eurer Vorstellung aussieht. Beispiele dazu findet ihr auch auf eurem Tisch. Am Ende spielt jede Gruppe ihre Sendung vor.

Die einzelnen Gruppen erarbeiten mithilfe der Fragen und der Mindmap auf M2 und M3 ihre Nachrichtensendungen.

Die Leitung sollte bei der Gruppenarbeit für Fragen ansprechbar sein und bei Bedarf Impulse setzen. Die Nachrichtensendungen können bei der Vorstellung aufgenommen werden, falls die Weiterverwendung beispielsweise im nächsten Gottesdienst geplant ist.

5. Schritt: Der Weg zur Utopie (15 Min.)

Die Teilnehmenden erkennen die eigene Selbstwirksamkeit und finden für sich Handlungsoptionen, um der eigenen Utopie näherzukommen und gleichzeitig Probleme anzugehen.

Die Utopien, die ihr entwickelt habt, klingen sehr spannend. Vielleicht motiviert es euch, ein schönes Bild von der Zukunft vor Augen zu haben. Denn auch wir selbst haben die Möglichkeit, etwas zu verändern und Schritte auf dem Weg zu unserer Utopie zu gehen. Zum Abschluss soll es deshalb um die Frage gehen: „Was kann ich jetzt schon tun, um meiner Utopie einen Schritt näher zu kommen?“

Auf dem Boden seht ihr einen Weg ausgelegt, an dessen Ende eure Utopie auf euch wartet. Nehmt jede*r eine Karten und euren Fußabdruck darauf. Schreibt anschließend einen Schritt auf, den ihr selbst in Richtung eurer Utopie gehen könnt.

Nachdem die Konfis sich einen Schritt überlegt und ihn aufgeschrieben haben, legen sie ihre Karten nacheinander auf den Weg und lesen sie vor. Im Anschluss kann erneut eine Reflexionsrunde stattfinden, bei der die Konfis das entstandene Bild des Weges deuten/reflektieren.

Anstatt die Aufgabe schriftlich zu lösen, können die Konfis auch dazu aufgefordert werden, ihren Schritt in Form eines Fotos, von etwas Gebasteltem o. Ä. darzustellen.

Material

  • Klebeband oder Seil
  • Papier und Stifte
  • 3 Plakate für Brainstorming (s. Vorbereitung)
  • 3 Smartphones mit WLAN-/Internetzugang oder andere Abspielmöglichkeiten für Liede
  • Texte der ausgewählten Lieder, evtl. passende Zeitungsartikel
  • M1 – Traumreise
  • M2 – Arbeitsblatt
  • M3 – Mindmap
  • großes Tuch, um einen Weg zu legen
  • Papierkarten für eigene Fußspuren
  • ggf. Aufnahmegerät

Weiterführende Literatur

Dohm, Lea: Vom Denken zum Handeln, Vortrag Fachtagung Klimapsychologie, 22.08.2020, 20200822_VortragPur-v.1.1.1.pdf (psychologistsforfuture.org) .

Schneider, Gerd / Toyka-Seid, Christiane: Utopie, in: HanisauLand – Politik für dich, https://www.hanisauland.de/wissen/lexikon/grosses-lexikon/u/utopie.html .

Higgins, E. T. (1997): Beyond pleasure and pain, American Psychologist, 52 (12), 1280–1300. Die Theorie wird erklärt in dem Video: Sozialpsychologie mit Prof. Erb – Regulatorischer Fokus, 2018, [YouTube] https://youtu.be/gralFzQiN8I, 01:00–02:48.


[1] Vgl. Higgins, E. T. (1997): Beyond pleasure and pain, American Psychologist, 52 (12), 1280–1300. Die Theorie wird erklärt in dem Video: Regulatorischer Fokus – Sozialpsychologie mit Prof. Erb, 2018, [YouTube] https://youtu.be/gralFzQiN8I, 01:00–02:48.

[2] Vgl. Dohm, Lea: Vom Denken zum Handeln. Vortrag Fachtagung Klimapsychologie, 22.08.2020, 20200822_VortragPur-v.1.1.1.pdf (psychologistsforfuture.org).

[3] Vgl. Schneider, Gerd / Toyka-SeidChristiane: Utopie, in: HanisauLand – Politik für dich, Utopie | Politik für Kinder, einfach erklärt – HanisauLand.de .

Der vorliegende Baustein ist für 2 bis 2,5 Stunden konzipiert und kann als ergänzende Einheit in einen Konfi-Tag eingebettet werden. Für die Umsetzung sollte ein Raum im Gemeindehaus zur Verfügung stehen, wobei einige Schritte auch draußen durchführbar sind. Die Ergebnisse des Bausteins können zum Beispiel in eine Predigt integriert werden. Teamer*innen können insbesondere bei der Kleingruppenarbeit unterstützen, sind aber keine Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung des Bausteins.
Im Fokus des vorliegenden Bausteins stehen die Themen „Zukunft“ und „Utopien“. Dabei entwickeln die Konfis ein Bewusstsein für gesellschaftspolitische Probleme und werden ermutigt, eigene Vorstellungen von der Zukunft zu entwickeln. Der Baustein lässt sich thematisch mit theologischen Themen wie Taufe, Gerechtigkeit, Schöpfungsbewahrung oder Reich Gottes verknüpfen. So zeigt sich beispielsweise: So, wie das Reich Gottes bereits angebrochen ist, wirken auch Utopien in der Gegenwart.

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