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„Ich, die Welt und der da oben!“ und „Große Worte, krasse Story.“

Kristina Schnürle stellt zwei Andachtsbücher für Jugendliche vor: Durch ungewöhnliche oder provokative Fragen sollen die Jugendlichen in beiden Bänden angesprochen und zum Mitdenken angespornt werden: Würde Gott Mercedes Fahren? Oder: Warum ist der Apple-Apfel angebissen?

Dirk Schwarzenbolz hat innerhalb von zwei Jahren gleich zwei Andachtsbücher für die Arbeit mit Jugendlichen im Neukirchener Verlag herausgebracht: 2022 erschien der Titel „Ich, die Welt und der da oben! Freche Ansagen, frische Fragen, fromme Gebete“ und im Jahr darauf „Große Worte, krasse Story. Mit Jugendlichen durch die Bibel“. Dirk Schwarzenbolz, Jahrgang 1975, ist Deutsch- und Religionslehrer, aber auch Vertrauenslehrer aus Blaubeuren. Auf seiner Homepage wird er vorgestellt als „ein sympathischer und handfester Typ mit vielen Interessen, tausend Ideen und auch ein paar Flausen im Kopf. Bodenhaftung verleihen ihm seine Familie und seine fröhlich-christliche Grundeinstellung“.

Durch ungewöhnliche oder provokative Fragen sollen die Jugendlichen in beiden Bänden angesprochen und zum Mitdenken angespornt werden: Würde Gott Mercedes Fahren? Oder: Warum ist der Apple-Apfel angebissen?

Der erste Band „Ich, die Welt und der da oben“ richtet sich an Mitarbeitende in der Jugendarbeit, die für ihre Gruppe Impulse für eine Andacht suchen. Dazu gibt es Ansagen und einen interessanten Einstieg ins jeweilige Thema, ergänzt durch Moderationshinweise für die Leitenden. Mit Impulsfragen soll ein möglichst offenes Gespräch initiiert werden. Immer wieder werden die Jugendlichen ermuntert, von sich selbst zu reden, weil sich nur so gewinnbringende Gespräche entwickeln. Den Abschluss bildet stets ein Gebet, manchmal ein Buch-, Musik- oder Filmtipp. Zu den Themen, die angesprochen werden, gehören Medien, Freunde, Sorgen, Eltern, Zweifel, Prüfungsstress – also Themen, die in die Lebenswelt der Jugendlichen gehören. Aber auch die großen christlichen Feste wie Ostern, Pfingsten, Weihnachten werden in je einem Impuls aufgegriffen.

Die Impulse und Fragen zu den jeweiligen Geschichten sind m. E. auf Jugendgruppen abgestimmt, die schon Erfahrungen mit der Bibel und christlichem Leben haben: „Fallen dir Beispiele aus der Bibel ein, in denen Menschen verzweifelt waren? Was hat diesen Menschen geholfen, mit ihrer Verzweiflung fertigzuwerden?“ Für manche Konfi-Gruppen mag das passen, andere könnten damit überfordert sein.

Einen anderen Ansatz verfolgt Dirk Schwarzenbolz in seinem zweiten Andachtsbuch „Große Worte, krasse Story“. Diese Andachten orientieren sich an biblischen Geschichten, 9 Geschichten aus dem Alten, 13 Geschichten aus dem Neuen Testament. Auch hier wird jede Geschichte mit einer ungewöhnlichen Frage, Aussage oder Szene aus dem Alltag eingeleitet, z. B. „Das erste richtige Date ist schon etwas ganz Besonderes.“(Worte, S. 59). Jedes Kapitel endet mit einem Cliffhanger, der aufs nächste Kapitel neugierig machen soll.

Entgegen der verbreiteten Meinung, die Bibel schrecke ab, ihre Sprache sei alt und die Geschichten seien schwer verständlich sagt Schwarzenbolz: „… manche Dinge an der Bibel sind gar nicht so schwer zu verstehen. Man muss nur die richtigen Stellen finden und die passenden Erklärungen dazu. Dann macht das alte Buch auf einmal viel mehr Sinn. Auch und gerade für Jugendliche!“

Die Bibeltexte zitiert der Autor nach verschiedenen Übersetzungen. Neben „Hoffnung für alle“ werden sie auch häufig der Schlachter Bibel oder der Neuen Genfer Übersetzung entnommen, die für Jugendliche womöglich schwerer zu verstehen sind.

Um der Welt der Jugendlichen näherzukommen, verwendet Schwarzenbolz in beiden Büchern zahlreiche Wörter und Redewendungen aus dem Jargon von Jugendlichen:
Mit Himmelfahrt hat Jesus die Jünger allein gelassen. „Übrig geblieben ist eigentlich nur sein Versprechen. Sein Versprechen, dass er den Jüngern den Heiligen Geist schicken würde – als eine Art ‚Ersatz‘ dafür, dass er selber nicht mehr bei ihnen sei. Als dieser ‚Ersatz‘ dann tatsächlich zu den Jüngern gekommen ist, waren alle mega-mäßig geflasht.“ (Worte, S. 132)

An anderer Stelle schreibt der Autor, dass Jesus viele „Hater“ hatte, oder er hebt Aussagen mit Smileys hervor.

Vielleicht spricht das Jugendliche an, ebenso wie das Gedankenexperiment, Ps 23 mit „Gott ist mein Busfahrer“ durchzuspielen. Doch wenn die Bekanntheit Jesu bis heute ein Beweis dafür sein soll, dass die Wunder tatsächlich so geschehen sind, ist zu fragen, ob dies für junge kritische Menschen ein überzeugendes Argument sein kann.

Als Bespiel sei auch folgende Textpassage genannt:
„Jesus hat es nicht nur geschafft, in der damaligen Umgebung zu einer echten Berühmtheit zu werden. Er hat es sogar hinbekommen, dass er auch 2000 Jahre nach seinem Tod zu den bekanntesten Menschen der Geschichte zählt.
Er MUSS ganz einfach krasser gewesen sein als alle anderen! Er MUSS unglaubliche Dinge getan haben! So wie in der Geschichte, als er mal eben quasi nebenbei beweist, dass selbst der Wind und die Wellen ihm gehorchen. Sonst hätte er es nicht geschafft, so bekannt zu werden – und zu bleiben!“( Worte, S. 99)

Auch erscheint der Erklärungsversuch, die Trinität als „drei Ausführungen“ Gottes zu verstehen, nicht unbedingt elementarisierend, sondern nur stark vereinfachend: Gott würde Daimler lieben, da der Stern drei Zacken hat, die für Land, Wasser, Luft stehen. Deshalb passt er „doch ganz gut zu unserem Gott: ein Gott in drei Ausführungen.“ (Ich, S. 145)

Möglicherweise sind die beiden Bücher für Jugendliche, die ihre eigenen Andachten gestalten, eine gute, abwechslungsreiche, sicherlich auch überraschende Anregung. In der Konfi-Arbeit kommt es darauf an, ob die Person, die eine Andacht oder Ideen daraus verwendet, sich damit identifizieren kann.


Dirk Schwarzenbolz: Ich, die Welt und der da oben. Freche Ansagen, frische Fragen, fromme Gebete – Andachten und Impulse für die Jugendarbeit, Neukirchener Verlag, Neukirchen 2022, 160 Seiten, 18,00 EUR

Dirk Schwarzenbolz: Große Worte, krasse Story. Mit Jugendlichen durch die Bibel – Freche Andachten, frische Impulse, Neukirchener Verlag, Neukirchen 2023, 160 Seiten, 18,00 EUR

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