Georg Langenhorst ist Professor für Religionspädagogik in Augsburg. Seine Übertragung des Bibeltextes orientiert sich sprachlich an der Poesie der hebräischen oder griechischen Sprache – auch darin nicht kindgemäß, dafür umso schöner zu lesen. Bei der Schöpfungsgeschichte z. B. wird die Einheit von Gottes Wort und Tat nachempfunden: „… wandte sich Gottes Blick nach oben. Er sagte ‚Sonne, Mond, Sterne!‘ Und schon funkelte der Himmel.“
Zunächst fallen die meist ganzseitigen Bilder, von Tobias Krejtschi gestaltet, ins Auge. Krejtschi gehört als freischaffender Illustrator und Autor zu den wichtigsten zeitgenössischen Bilderbuchkünstlern. Seine Bücher sind in mehreren Sprachen erschienen und wurden mit zahlreichen Auszeichnungen prämiert. Die Bilder in der Kinderbibel sind klar und mit wenig Farbe strukturiert, vor allen schwarz-blau-weiß. Doch häufig findet sich in der Darstellung ein rotes Element, das den Blick auf sich zieht. Noch mehr fallen aber Gegenstände oder Umstände auf, die aus der biblischen Zeit fallen, z. B. bei Sara ein Ultraschall, der ihre Schwangerschaft zeigt, oder der 12-jährige Jesus mit Kopfhörer und Skateboard im Tempel oder Jona, der mit dem Rollkoffer aus dem Wal marschiert. Durch diese Verfremdung regen die Bilder an, über den Sinn und die Bedeutung der Geschichten ins Gespräch zu kommen. Es wird angedeutet, dass es sich nicht einfach nur um „historische“ Berichte handelt.
In dem großen Format (DIN A4) bei einem Umfang von rund 200 Seiten finden viele Erzählungen dieser besten Geschichte aller Zeiten Platz, 47 aus dem Alten und 52 aus dem Neuen Testament, dazu poetische Texte. Langenhorst scheut auch nicht vor „schwierigen“ Geschichten wir der Opferung Isaaks zurück. Doch er gibt den Lesenden Verstehenshilfen an die Hand. Immer wieder sind Abschnitte eingefügt, in welchen in Comicform Maria Magdalena als erste Auferstehungszeugin und der „zweifelnde“ Jünger Thomas sich über Hintergründe und Auslegung der Geschichten unterhalten. So gibt Thomas z. B. bei der Opferung Isaaks als Kommentar: „Eine rätselhafte Geschichte … Aber sie gehört zu unseren Erzählungen.“
Leider beschränkt Langenhorst sich nicht nur auf die von Maria und Thomas vorgebrachten Kommentare, sondern trägt auch seine Interpretation in die Erzählung hinein, z. B. wenn er bei Kains Opfer, das „Gott nicht ansieht“ (Gen 4,5), versucht zu deuten: Kains Opferfeuer habe sich geneigt. Bei den Erzählungen sowie im Inhaltsverzeichnis fehlen die Angaben der Bibelstellen, was gerade für die Lesenden im Jugend- und Erwachsenenalter hilfreich wäre.
Aber diese Bibel für „Nicht-mehr-Kinder“ ist sprachlich und theologisch für Jugendliche und Erwachsene eine Freude und Anregung. Sie bietet sicher auch für den Konfirmandenunterricht manche Diskussionsgrundlage.
Georg Langenhorst (Autor), Tobias Krejtschi (Illustr.), Kinderbibel. Die beste Geschichte aller Zeiten.
Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2019, 208 Seiten, 34,00 Euro.