Jede Übung ist mit Verlaufsplan, teils wörtlichen Impulsen, Materialliste und pädagogischen Hinweisen versehen. Besonders lohnend: der Downloadbereich mit Vorlagen für Aushänge, Schilder und andere nötige Materialien.
Die Übungen sind in vier Themenbereichen zusammengefasst: Einer widmet sich dem Naturerleben, einer der Josefsgeschichte (besonders anregend für die Planung einer Kinderbibelwoche oder Ähnlichem) und einer verschiedenen Psalmversen. Der vierte ist ein buntes Sammelsurium.
„Erlebnispädagogik“ – das muss nicht immer Abseilen über einem Wasserfall sein. Auch Ideen, die aus dem handlungsorientierten Religionsunterricht bekannt sind, genügen dem Anspruch, sinnenhafte Erlebnisräume für Kinder zu gestalten. Zusammen einen „Gelähmten“ in einer Decke tragen, Obstsorten verkosten, Naturgegenstände suchen und daraus Kunstwerke machen: Es ist eine Stärke dieses Buches, das vermeintlich Unspektakuläre und Normale darzustellen und einzubetten in christliche Erlebnispädagogik.
Den erlebnispädagogischen Übungen vorangestellt ist eine lesenswerte, knappe Einführung über Lebenswirklichkeit und Bedürfnisse von Kindern heute. Geboten wird eine treffende Diagnose von kopflastiger Bildungslandschaft und „funktionieren-müssen“, sodass deutlich wird, wie wertvoll und rar für Kinder Räume ohne Leistungsanspruch sind: „In der Welt der Kinder gibt es wenige Bereiche, in denen sie nicht für ihr Können oder Verhalten bewertet werden.“ (S. 32)
Solche Räume zu eröffnen, um die Kinder zu stärken, ist Anliegen von Erlebnispädagogik. Dieses Ansinnen theologisch zu begründen, kommt leider etwas kurz. Es wird nicht geklärt, warum eine sinnenhafte, ganzheitliche Pädagogik und das Stärken von Kindern ohne Leistungsdruck ein genuin christliches Anliegen ist. Im Fokus steht stattdessen, wie Erlebnisräume auch schon biblisch für das (fromme) Glauben-Lernen Chancen bieten: Der sinkende Petrus kann etwa neu nachdenken darüber, was tiefstes Vertrauen heißt.
Die erlebnispädagogischen Übungen selbst lösen das Anliegen, die Glaubensdimension einzubeziehen, sehr unterschiedlich ein. Einzelne Übungen geben gute Impulse, andere befremden eher („Für alle Fälle gewappnet“, S. 66ff, hier sollen Kinder ihrer „Persönlichkeit entsprechend verbal angegangen“ werden). Manchmal bieten die Übungen kindgemäße Verstehenshilfen für abstrakte Texte. Manchmal ist der Übertrag auf Gott und Glauben steil und etwas „gewollt“, insbesondere beim Thema Gebet. Organisatorisch stehen regelmäßige Jungschartreffen oder Ferienfreizeiten im Hintergrund. Das Buch macht jedoch Lust darauf, weiterzudenken, abzuwandeln und anzupassen an niedrigschwelligere und projekthaftere Formen von kirchlicher Arbeit mit Kindern wie etwa Konfi 3.
Ulrich Schwaderer, Jörg Wiedmayer (Hg.), Sinn gesucht – Gott erfahren KIDS. Erlebnispädagogik im christlichen Kontext der Arbeit mit Kindern von 8 bis 12 Jahren, Neukirchener Verlagsgesellschaft, Neukirchen 2022, 220 Seiten, 20,00 Euro.